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Der Vater riet ihr, sich von politischen Organisationen fernzuhalten, und das tat sie. Bis Angela Merkel 2009 den Ausstieg aus dem Atomausstieg plante (um nach Fukushima den Ausstieg aus dem Ausstieg des Ausstiegs zu beschließen, aber das war erst 2011). Als die Nachricht über den Bildschirm flimmerte, entschied Anna Kebschull, dass sie jetzt was tun müsse. Nachbarschaftsinitiative für schnelleres Internet Dass es nicht ganz folgenlos blieb, was sie tat, hatte sie schon vorher erlebt, bei Gründung einer Nachbarschaftsinitiative für schnelleres Internet. Noch mitten im Anti-Fracking-Engagement kandidierte sie für den Gemeinderat in Bad Rothenfelde und arbeitete sich dann langsam weiter nach oben. Die Landtagskandidaturen waren nicht erfolgreich, aber im Gemeinderat ist Anna Kebschull Fraktionsvorsitzende geworden, im Kreistag stellvertretende Sprecherin der Grünen-Fraktion. Funktionen, die sie jetzt abgibt. Beim Fototermin (die Medien stehen derzeit Schlange bei ihr) zögert sie, sich vor einen Baum zu stellen, wegen des grünen Hintergrunds.
Es ging los, wie es früher immer losging. Ein paar Herren in gedeckten Anzügen luden zu einem Treffen mit Kommunalpolitikern, es gab Schnittchen und Sekt, es gab wohlgesetzte Worte zu künftigen Arbeitsplätzen, und selbstverständlich sei alles, was sie da täten, sicher. Einige Zeit später fuhren Anna Kebschull und ihr Mann über die Landesstraße 94 zwischen Bad Rothenfelde und Bad Laer im Osnabrücker Land und wunderten sich: Der Acker am Kleinen Berg sah gar nicht mehr aus wie ein Acker. Flutlicht. Gerätschaften. Was passierte dort? Protest gegen Fracking-Pläne von Exxon in Bad Laer war erfolgreich Die Firma ExxonMobil hatte damit begonnen, an dem Hügel zwischen Bad Laer und Bad Rothenfelde ein Fracking-Gebiet zu erschließen. Bei dem Gespräch mit Schnittchen und Sekt war Anna Kebschull nicht dabei gewesen, davon haben Teilnehmer ihr erzählt. Und jetzt – während die Sonne auf die Ähren knallt, die inzwischen wieder auf dem Acker wachsen – erzählt Kebschull davon, wie empört sie damals war.
Dieses Revier gebe es heute noch, sagt Anna Kebschull, sie teile es sich mit ihrem Bruder. Eine Jägerin bei den Grünen? "Jagd", sagt Anna Kebschull, "ist nicht schießen" Jägerin? Tatsächlich? "Ja", sagt sie, als sei das das Normalste der Welt. Aber eine Jägerin bei den Grünen? "Jagd", sagt Anna Kebschull, "ist nicht schießen. Jagd heißt, sich in der Natur zu bewegen, Tiere zu beobachten. Und dann auch mal zu schießen. Aber im Vordergrund steht die Natur. " Kebschull lernte mit sieben Jahren das Treckerfahren Sie hat auch differenzierte Ansichten zur Landwirtschaft, geschult in den vielen Ferienwochen in Bayern, wo sie schon mit sieben das Treckerfahren gelernt hat: "Früher war die Tierhaltung nicht immer artgerecht, zusammengepfercht und angebunden. Artgerecht wäre freilebend, das stimmt, aber manchmal kann es Schweinen auch in einem Stall mit 1000 Tieren gut gehen. Wenn sie Platz haben. " Sie sagt lauter solche Dinge. Bei Mangoeis und Mineralwasser erzählt sie, wie schmerzhaft präsent für sie bei Berlin-Besuchen die deutsche Teilung gewesen sei: "Wahrscheinlich kommt daher mein Wunsch nach Verständigung unter den Menschen. "
Anna Kebschull Geboren 1973 in Siegen Wohnhaft in Bad Rothenfelde seit 1996 Aktuell: Fraktionsvorstand und stellvertretende Sprecherin der Grünen im Kreistag Politische Schwerpunkte: Bildung / Landwirtschaft / Wirtschaft, Energie und Umwelt / Bürgerbeteiligung Verheiratet, 3 jugendliche Kinder Interessen: Familie, Natur, Jagen Politik und Engagement 2008: Gründung einer Nachbarschaftsinitiative für besseren Internetzugang (DSL). Ergebnis: Aufrüstung der Zugangsleitungen für das gesamte Wohngebiet 2009: Eingetreten bei Bündnis 90 / Die Grünen 2010: Gründung der Bürgerinitiative "Fracking freies Bad Rothenfelde".
Seit dem November 2019 darf ich als Landrätin im Landkreis Osnabrück tätig sein. Meine freie Zeit gehört meiner Familie und der Natur.
Die vielfältigen Anforderungen der Zeit brauchen einen neuen Stil. Politik muss raus aus den Hinterzimmern und Verwaltungsbüros – hin zu den Bürger*innen und Veränderungsträger*innen unserer Gesellschaft: Nur so können die strukturellen und existenziellen Herausforderungen für unsere Region in den nächsten 10 Jahren und darüber hinaus bewältigt werden. Uns allen ist bewusst, ein "weiter so! " kann langfristig nicht funktionieren: Nicht nur aufgrund der Digitalisierung kommen Veränderungen auf uns zu, auf die wir frühzeitig und umsichtig reagieren müssen. Auch die Themen Fachkräftemangel in allen Bereichen, knapper Wohnraum, Ressourcenverengung, klimatische Auswirkungen sowie Artenrückgang müssen wir zukunftsorientiert und nachhaltig aufgreifen. In unserer Region trägt der Landkreis eine entscheidende Mitverantwortung für das Gelingen dieser wachsenden Herausforderungen. Es braucht eine*n Verwaltungschef*in, mit vielfältiger Lebenserfahrung und Kompetenzen, um ehrlich für die Menschen die richtigen Schritte einleiten zu können.