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Ihre Kompositionen wirken zunehmend strenger: Die organischen Gebilde der früheren Jahre wichen geometrischen Formen. Sie wandte sich mehr und mehr Steiners Anthroposophie zu und schloss sich 1920 der Anthroposophischen Gesellschaft an. Nach dem Tod ihrer fast blinden Mutter, die sie jahrelang versorgt hatte, hatte sie mehr Zeit zu reisen und besuchte das erste Goetheanum in Dornach, wo sie Steiner erneut traf. In den folgenden Jahrzehnten weilte sie mehrmals monatelang am Goetheanum. Nach Hinwendung zur Anthroposophie entwickelte sie in den 1920er-Jahren einen davon beeinflussten Stil. "Der Dokumentarfilm "JENSEITS DES SICHTBAREN - Hilma af Klint" ist eine großartige Entdeckungsreise in die faszinierenden Bilderwelten einer zu Unrecht vergessenen Künstlerin, die sich zu keiner Zeit jemals Schranken auferlegt hat. In ihrer filmischen Recherchereise beleuchtet Regisseurin Halina Dyrschka auch die bedeutende Rolle der Frauen in der Kunstwelt und stellt die Frage danach, warum es so lange dauern musste, bis das Werk dieser Künstlerin, der Begründerin der abstrakten Malerei, sich schließlich seinen verdienten Platz in der Kunstwelt erobern konnte.
Einige Informationen zur Person Hilma af Klints: Im November 1906 und damit früher als die gemeinhin als Pioniere der abstrakten Malerei geltenden Künstler malte sie die erste Serie kleinformatiger abstrakter Bilder. Sie markiert den Anfang einer Schaffensperiode, die später in der großformatigen Serie Malereien für den Tempel mündete, einem Projekt, das schließlich 193 Gemälde umfasste, die meisten davon abstrakt, ihr zentrales Œuvre. 1908 traf Hilma af Klint erstmals mit Rudolf Steiner zusammen, damals noch Generalsekretär der Deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft, der Schweden besuchte. Sie erhoffte sich von ihm Deutungen ihrer Malereien. Steiner besuchte ihr Atelier, interpretierte und analysierte ihre Werke nicht und äußerte sich kritisch gegenüber der Art ihrer medialen Inspirationen. In der Folge hörte sie für vier Jahre vollkommen auf zu malen mit der Ausnahme eines Porträts im Jahr 1910. Als sie 1912 an der Tempelserie wirkte, war Hilma af Klint unabhängiger von medialen Einflüssen.
Zudem musste af Klint nicht gerade am Hungertuch nagen, als Mitglied einer adligen Familie war sie anders als diverse Leidensgenossen gar nicht darauf angewiesen, Geld mit ihrer Kunst zu verdienen. Wir müssen an unsere Kundschaft denken … Geld spielt aber durchaus eine Rolle bei der Rezeption von af Klint. Denn was Kunst ist und was nicht, das bestimmen oft nicht diejenigen, die diese Werke geschaffen haben. Stattdessen gehört das Privileg denen, die in dem Bereich geschäftlich etwas zu sagen haben. Kunst ist, was sich verkauft. Nun könnte man meinen, dass die Schwedin, die Anfang des 20. Jahrhunderts damit begann, sich vom gegenständlichen Malen zu lösen und eine eigene Richtung zu verfolgen, so etwas wie ein Geschenk für den Kunstbetrieb sein. Eine Sensation, die Hunderte von Bildern hinterlassen hat, damit lässt sich doch was anfangen! Nur würde das bedeuten, die Kunstgeschichte umzuschreiben. Und das will man dann doch lieber nicht. Regisseurin Halina Dyrschka leistet mit ihrem Film daher gleich zweierlei.