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(iz/reh) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Stand: 15. 01. 2016 Text: CC BY NC SA 4. 0 Empfohlene Zitierweise: Haunhorst, Regina/Zündorf, Irmgard: Biografie Günter Grass, in: LeMO-Biografien, Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, URL: Zuletzt besucht am 18. 05. 2022 lo
ab 1959 Der Roman "Die Blechtrommel" (1959, Verfilmung 1979), die Novelle "Katz und Maus" (1961) und der Roman "Hundejahre" (1963) zeichnen sich durch exzessive und provokative Sprache aus. Sie belegen einerseits seine Erzählkunst und begründen andererseits seinen Ruf als politischen Moralisten. 1965, 1969 und 1972 Beteiligung an Wahlkampftourneen für die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), deren Mitglied er von 1982 bis 1993 ist. Daneben äußert Grass sich immer wieder in offenen Briefen oder Reden zu politischen Themen, wodurch er sich über seine schriftstellerische Tätigkeit hinaus Gehör in der Öffentlichkeit verschafft. ab 1966 Grass' Werke "Die Plebejer proben den Aufstand" (1966), "Davor" (1969) und "örtlich betäubt" (1969) sind von seinem politischen Engagement geprägt. Günter Grass zur Frage "Was bleibt?" - YouTube. Weiter beteiligt sich Grass an öffentlichen Protestaktionen in Ost und West gegen die Notstandsgesetze, den "autoritären Klerikalismus", die "reaktionäre Bundespolitik" und die "Unterdrückung der Freiheit in der DDR".
Die Lokomotive gehorcht nicht mehr, die Notbremse funktioniert nicht, und der Zug rast immer schneller und schneller in den dunklen Abgrund. "Was sollen wir tun", fragt der Zugführer verzweifelt. "Nichts", antwortet ihm der 24jährige, "ohne sein Gesicht vom tödlichen Schauspiel abzuwenden. " "Gott ließ uns fallen, und so stürzen wir denn auf ihn zu. " Interpretation Dürrenmatts fantastische Geschichte beschreibt den urplötzlichen, unerklärlichen Einbruch des Schreckens in den Alltag. Der Zug ist ein Symbol für das in festen Bahnen verlaufende Leben der Menschen, die die sich abzeichnende Katastrophe nicht wahrhaben wollen, sondern sich auf die Alltäglichkeit verlassen. Die Hauptperson der Geschichte, der 24jährige Student, dessen Namen der Leser nicht erfährt, ist anders: Vielleicht seine einzige Fähigkeit ist, "das Schreckliche hinter den Kulissen" zu sehen. Günter grass: im tunnel text. Er verschließt bewusst alle Körperöffnungen, verstopft sich die Ohren mit Watte, trägt über der Sehbrille eine Sonnenbrille und raucht Zigarren, die ihn offenbar beruhigen.
Im Herbst 1944 wird Grass Mitglied der SS-Panzerdivision "Frundsberg". 1945-46 Nach Kriegsende gerät Grass in amerikanische Gefangenschaft. 1947/48 Um ohne Schulabschluss an der Düsseldorfer Kunstakademie studieren zu können, absolviert Grass Praktika bei zwei verschiedenen Steinmetzen in Düsseldorf. 1948-1952 Studium der Grafik und Bildhauerei an der Düsseldorfer Kunstakademie. 1953-1956 Schüler der Hochschule für Bildende Künste in Berlin bei dem Bildhauer Karl Hartung (1908-1967). 1954 Heirat mit der Tänzerin Anna Margareta Schwarz. Aus der Ehe gehen vier Kinder hervor. Die Ehe wird 1978 geschieden. 1956/57 Erste Ausstellungen von Plastiken und Grafiken in Stuttgart und Berlin-Tempelhof. Günter grass im tunnel sous la manche. Daneben beginnt Grass, schriftstellerisch tätig zu werden. In den ersten Jahren bis 1958 entstehen vor allem Kurzprosa, Gedichte und Theaterstücke, die nach seiner Aussage dem poetischen oder absurden Theater zuzuordnen sind. 1958 Uraufführung seines Theaterstückes "Onkel, Onkel" in Köln. Verleihung des Preises der "Gruppe 47" für sein Manuskript "Die Blechtrommel".
Er tut das, um zu verhindern, dass das Schreckliche hereindringt. Am Ende sieht er dem kommenden Tod mutig ins Auge, wendet den Blick nicht ab. Theologische Interpretation Im letzten Satz gibt der Protagonist eine theologische Interpretation ab und verleiht dadurch dem absurden, unverständlichen Geschehen zumindest den Hauch einer Bedeutung: Auf den Alltag, die Technik und die dahinterstehenden Naturgesetze sei nur so lange Verlass, wie Gott uns in seiner Hand halte. Danach sind der Alltag und die Naturgesetze, das eigene Leben, nur der Gnade Gottes zu verdanken. Günter grass im tunnels. Diese Deutung des Studenten verschiebt das Problem ins Theologische, indem er das unverständliche Geschehen als Willen Gottes deutet. Dies macht es nicht weniger unverständlich. Denn der Wille Gottes bleibt unklar, der Protagonist kann selbst nicht sagen, ob es eine Strafe ist, und wenn ja, wofür die Menschen im Zug bestraft werden, oder worauf das "Fallenlassen" sonst zurückzuführen sein könnte. Die Reisenden stürzen, so glaubt der Student, nicht in die Hölle, sondern auf Gott zu, den der Student in der Dunkelheit vermutet: Ein deus absconditus, dessen Absichten und Zwecke dem Menschen unerklärlich bleiben.