Kleine Sektflaschen Hochzeit
16. 11. 2016, 03:00 | Lesedauer: 2 Minuten Bei der Amerikanerin rückt das Orchester in den Hintergrund Hilary Hahn spielt Max Bruchs g-Moll-Violinkonzert in der Philharmonie. Die Amerikanerin ist bekannt für ihren kompromisslosen künstlerischen Ernst, für ihre entwaffnend makellose Bogentechnik, für ihren ebenso reinen wie intensiven Geigenton. Hilary Hahns Bruch-Violinkonzert wirkt bis ins kleinste Detail durchdacht. Keine einzige Note entgeht ihrer Aufmerksamkeit, alles ist hell erleuchtet. Hilary Hahn: Spaghetti- Träger? Nein danke! - B.Z. – Die Stimme Berlins. Was Hilary Hahns hochkonzentriertes Geigenspiel unverwechselbar macht, ist ihr schnelles, enges Vibrato. Ein Vibrato, das zwar keine Wärme erzeugt, aber eine musikalische Eindringlichkeit, der man sich kaum entziehen kann. Die Kehrseite dabei: Jedes Orchester, das Hilary Hahn begleitet, rückt fast automatisch in den Hintergrund. So auch das Orchestre Philharmonique de Radio France, das sich mit seinem neuen Chefdirigenten Mikko Franck gerade auf Europa-Tournee befindet. Der Finne sitzt den gesamten Abend über im Lehnstuhl, und dies scheint sich unmittelbar auf die Musik auszuwirken: Das Pariser Orchester mutet klanglich recht statisch an und wählt eher langsame Tempi.
Aber dass aus ihr so ein erotisch aufgetakeltes Geigengirlie wie Vanessa Mae wird, ist nicht zu befürchten. Denn mit Spaghettiträgern würde Hilary Hahn nie auftreten: "Die Dinger rutschen. "
Zahlt der besser? Hahn: Ich weiß es nicht. Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, dass Künstlern das Geldverdienen gleichgültig ist. Nur vergesse ich immer, was ich vorher bekommen habe. Für mich ist wichtig, dass ich keine kommerziellen Rücksichten nehmen muss. Das ist mit Stücken von Janacek, Ysaÿe, Tartini und Beethoven erfüllt. Es wird Werbung gemacht. Anscheinend gibt es eine Art Neuaufbruch in der Klassik, das freut mich. Ich sehe die Zukunft nicht so schwarz. WELT ONLINE: Sie glauben an keine Klassik-Krise? Hahn: Nein, Klassik steht verglichen mit der Pop-Musik gut da. Geändert hat sich die Grund-Situation. Wenn man heute Erfolg hat, ist es gleich Mega-Erfolg. Alle anderen haben Schwierigkeiten, sich über Wasser zu halten. Genau das ist in Klassik längst nicht so dramatisch wie im Pop-Business. WELT ONLINE: Wir sprechen hier auf Deutsch. Das können wir dank Ihrer deutschsstämmigen Familie, oder? Hahn: Ja, ich besitze Cousins und Cousinen in der Pfalz. Meine Vorfahren kamen aus Bad Dürkheim.