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Kippfiguren und Zerrspiegel Man denke sich das Abbild der Welt in einem Text wie das Abbild der Welt in einer hohlen, spiegelnden Kugel. Weit entfernte Dinge wie der Horizont und die Sonne, aber auch menschliche Verhaltensweisen wie Maß und Gerechtigkeit liegen in begrenzter Entfernung vor dem Auge. Doch ihr Bild ist verzerrt, da sie außerhalb der Brennweite der Kugel liegen. Erscheinen die Verhältnisse der Marquise zu Beginn der Erzählung im rechten Maß, abgesehen von der irritierenden Anzeige, machen sie an dieser Stelle den Eindruck, in heilloser Verwirrung zu sein. Im Augenblick der Gefahr hat die Adlige keine Zeit mehr zu verlieren, sich vor dem Ansturm der Feinde, den gewaltsamen Übergriffen der Russen zu retten. Auch das seelische Gleichgewicht ist verloren gegangen, für das der Erzähler – der Leser vergleiche die vorhergehende Seite (Z. Marquise von O. – Seite 3 – Deutschkurs. 28) – die in Kleists Werk geläufige Metapher, ja Allegorie der Waage bemüht hat. Die verzweifelte Marquise wird im Augenblick der Gefahr nicht mehr von ihrem Vater beschützt, obwohl ihre Tugend auf dem Spiel steht; die Einheit der Familie ist, wie anfangs erwähnt, aufgehoben: "Der Obrist erklärte gegen seine Familie, dass er sich nunmehr [d. i. angesichts des Kriegsgeschehens, Anm.
Er berichtet, wie Nathanaels Glaube an die Wirksamkeit dunkler Mächte nach und nach zunimmt. Nathanael leidet offensichtlich unter einer Art Verfolgungswahn. Diese ihn und sein Leben bestimmende Ängste versucht ihm seine Verlobte Clara zu nehmen, was nicht gelingt. Im Gegenteil: Ein von Nathanael mit großer Inbrunst vorgetragenes Gedicht, das die gewaltsame Zerstörung seiner Liebe zu Clara zum Inhalt hat, führt zu einem großen Streit, der jedoch am Ende wieder aufgelöst werden kann, sodass Nathanael glücklich an seinen Studienort zurückkehrt. Dort angekommen, wird er ein weiteres Mal vom Wetterglashändler Coppola aufgesucht. Marquise von o handlungsorte 1. Dieser verkauft ihm ein kleines Taschenfernrohr, das Nathanael dazu nutzt, einen heimlichen Blick auf die sagenumwobene Tochter seines Professors Spalanzani zu werden. Das der Gesellschaft vorenthaltene Mädchen namens Olimpia wohnt in einem Zimmer, das Nathanael von seiner Studentenbude aus im Blick hat. Er beobachtet sie immer häufiger durch sein Fernrohr und verliebt sich in die unbekannte Schöne – Eine Einladung zum Hausball des Professors kommt da wie gerufen.
Lektürehilfen Download als Dokument: PDF Der dritte Abschnitt behandelt den Umgang der Marquise mit ihrer ungewollten Schwangerschaft. Nachdem sich ihre Familie aus Gründen der gesellschaftlichen Achtung von ihr abwendet, ist sie entschlossen, den Vater des Kindes zu finden. Die Marquise wird verbannt Infos Seiten: 29-31 Zeit: Jahr 1799 Ort: Stadt "M... " Personen: Marquise Julietta von O..., Frau von G..., Herr von G..., der Forstmeister Inhalt Frau von G... informiert ihren Mann über die Schwangerschaft der Marquise. Über die Bediensteten des Haushalts bekommt die Marquise die Information, dass sie tatsächlich aus der Stadtwohnung verwiesen wird und die eigenen Eltern den Kontakt mit ihr brechen werden. Die Marquise bricht weinend vor den Gemächern ihres Vaters zusammen, als sie vor ihn tritt, jagd der Vater sie in einem wahnähnlichen Zustand mit einem Pistolenschuss aus seinem Haus. Marquise von o handlungsorte 2. Von dieser Reaktion ist die Marquise so erschüttert, dass sie fluchtartig den Raum verlässt; den Dienstboten weißt sie an, ihre Kutsche bereit zu machen, ihre Kinder kleidet sie in aller Eile an.
d. Verf. ] verhalten würde, als ob sie nicht vorhanden wäre" (S. 3, Z. 30–32). Die durch Feuer und Kanonen gehetzte Frau hat keine Zeit zu verlieren; die Obristin, ihre Mutter, die Kinder und ihre Bediensteten sind nicht mehr bei ihr. Die Familie, ihre Ordnung, ihr Frieden und der durch die Familie garantierte Schutz stellen sich als Vorstellungen heraus, die im Kriegsgetümmel an Bedeutung verloren haben. "Hier, unglücklicher Weise, begegnete ihr, da sie eben durch die Hintertür entschlüpfen wollte, ein Trupp feindlicher Scharfschützen, der, bei ihrem Anblick, plötzlich still ward, die Gewehre über die Schultern hing, und sie, unter abscheulichen Gebärden, mit sich fortführte" (S. 4, Z. 6–10). Raumsymbolik in "Die Marquise von O..."? (Schule, Ausbildung und Studium, Deutsch). Es ist tatsächlich so, als überschlüge sich nicht nur die Syntax, sondern die dargestellte Situation. Die Marquise, hin- und hergerissen von der "sich untereinander selbst bekämpfenden Rotte" (S. 11–12) ist einer Ohnmacht nahe. Trotz ihrer Wehrlosigkeit ist sie allerdings zu einem "Zetergeschrei" (S. 16) in der Lage.
Dennoch wird ihr bewusst, dass die Reputation ihres ungeborenen Kindes unter der Situation leiden wird. Denn als Nachkomme unverheirateter Eltern würde das Kind nicht nur als Bastard sondern auch als Außenseiter der Gesellschaft gelten. Durch ihr Kind ist sie dem Zwang der Gesellschaft also dennoch unterworfen und sie entschließt sich, die Zeitungsannonce aufzugeben, die zu Beginn der Erzählung erwähnt wird. Marquise von o handlungsorte death. Darin bekräftigt sie, den unbekannten Vater ihres Kindes heiraten zu wollen, wenn er sich bei ihr meldet. Der Graf besucht nach seiner mehrwöchigen Dienstreise das Haus des Kommandanten: er möchte den Antrag wiederholen und die Marquise ehelichen. Von Scham über seine Tochter erfüllt, verlässt der Vater das Haus und so ist es am Bruder der Marquise, deren Schwangerschaft zu offenbaren. Der Bruder ist überrascht, das der Graf trotz der Schwangerschaft gewillt ist, an den Verlobungsplänen festzuhalten, denn er glaubt an ihre Unschuld. Der Graf reitet noch am selben Tag zum Anwesen der Marquise und macht ihr in ihrem Garten neben zahlreichen Bekundungen seiner aufrechten Gefühle ihr gegenüber einen erneuten Heiratsantrag.
Zeter und Mordio! Gesa von Dane weist in ihrer 2005 veröffentlichten Monographie "Zeter und Mordio! Vergewaltigung in Literatur und Recht" darauf hin, dass der heute nicht mehr gebräuchliche Terminus in der Rechtsgeschichte Verwendung gehabt habe: "Zetergeschrei ist eine aus der Rechtssprache in die Umgangssprache eingegangene Vokabel, die in Kleists Erzählung Verwendung findet. Auch zur Entlastung des Opfers dienten die Hilferufe. Behauptete eine Frau, vergewaltigt worden zu sein, ohne dass ein Hilferuf gehört worden war, war es schwer, die Tat glaubhaft zu machen und nachzuweisen, dass keine Verführung des Mannes durch die Frau stattgefunden hatte" (S. 147). Dass die Marquise bei diesem Verbrechen auch Lust empfunden habe, soll die im weiteren Verlauf der Handlung nachgetragene, rätselhafte Kindheitserinnerung des Grafen nahelegen (vgl. S. 13, Z. 30 – S. 14, Z. 2). So tritt, der Logik der Erzählung entsprechend, neben die Perspektive des "unzuverlässigen Erzählers" eine zweite: Der russische Offizier muss der Marquise auf den ersten Blick wie ein Ehrenmann erscheinen.
Nathanael besucht den Ball und wird bei einem zufälligen Besuch in Spalanzanis Zimmer Augenzeuge eines unerhörten Vorgangs: Der Wetterglashändler Coppola ist zu Gast und streitet sich auf grobe Art und Weise mit dem Hausherrn um Olimpia. Die beiden Kämpfen um das Mädchen und zerstören es gewaltsam. Nathanael muss erkennen, dass seine große Liebe in Wirklichkeit nur eine Automatenpuppe ist. Diese schockierenden Eindrücke sind zu viel für die sensible Künstlerseele: Der junge Mann wird wahnsinnig und stürzt sich in mörderischer Absicht auf Spalanzani, der jedoch entkommen kann. Nathanael wird in eine Nervenklinik gebracht und wacht nach längerer Krankheit scheinbar geheilt in Claras Armen auf. Doch dieser Schein trügt: Bei einem Ausflug mit der glücklichen Clara auf einen Aussichtsturm erleidet Nathanael einen gravierenden Rückschlag. Als er in der sich unter dem Turm versammelnden Menschenmenge den verhassten Advokaten Coppelius erblickt, stürzt er sich vom Turm und stirbt. (Auszug aus dem 1.