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Täglich wird sie mit komplizierten Sorgerechtsfällen konfrontiert, die sie bis in die Nacht bearbeitet. Richtschnur ihrer Entscheidungen ist das im englischen wie deutschen Recht fest verankerte Kindeswohl, das zu ermitteln nicht immer einfach ist. Oft geht es dabei um Leben und Tod wie im Falle siamesischer Zwilling, über deren Trennung sie entscheiden muss, obwohl nur einer der beiden die Operation lebend überstehen kann. Doch der Arbeitseifer der erfolgreichen Juristin hat auch ihren Preis. Ihr Mann Jack, ein Hochschulprofessor, fühlt sich zunehmend vernachlässigt. Obwohl er sie noch liebt, droht er offen mit einem Seitensprung. Als er ihn tatsächlich umsetzt, reagiert Fiona konsequent wie in ihrem Job. Äußerlich cool, während es hinter der harten Schale im Inneren brodelt, setzt sie ihn vor die Tür und lässt die Schlösser auswechseln. Kindeswohl kino münchen programm. Doch schon wartet der nächste Fall und der hat es in sich. Der 17-jährige Adam hat Leukämie. Helfen kann ihm nur eine Bluttransfusion, da aber er und seine Eltern Zeugen Jehovas sind, lehnt er eine solche Behandlung ab.
Als Adam einen Rückfall hat, drohen die Ereignisse für alle Beteiligten zu entgleisen. Richards Eyres geradezu klassisch inszeniertes Melodram ist handwerklich auf höchstem Niveau und vermittelt das tragische Geschehen mit bestechender Eleganz. Fast nebenbei bietet der Film eine präzise Milieubeschreibung über eine privilegierte Schicht und ihre mühsamen Gesellschaftsübungen. Im Zentrum aber steht die darstellerische Leistung der Schauspieler, allen vorweg Emma Thompson und Stanley Tucci. Der Film verlässt sich weniger auf seinen geradlinigen Plot als auf die Kraft der Bilder, Gesten und Klänge. Kindeswohl kino münchen mathäser. Existenzielle Probleme werden so stets emotional plausibel erzählt, auch wenn die Musik genretypisch auf große Gefühle setzt: Eyres bietet visuelles und auditives Erzählen auf beispielhaftem Niveau. KINDESWOHL ist reich und inspirierend vielschichtig. Angesichts seiner deutlichen Stärken, seiner packenden Inszenierung und der außergewöhnlichen Besetzung bewertet die Jury den Film mit dem Prädikat "besonders wertvoll".
"Kindeswohl" verlangt dem Zuschauer einiges ab – auf emotionaler und moralischer Ebene. 30. August 2018 - 11:09 Uhr | 2018 Concorde Filmverleih GmbH Der Fall des leukämiekranken Adam lässt Fiona (Emma Thompson) auch abseits der Dienstzeiten nicht los. Der britische Star-Autor Ian McEwan hat - wie schon für "Am Strand" - das Drehbuch für "Kindeswohl" selbst geschrieben: einen Lebensthriller, in dessen Mittelpunkt eine Familienrichterin mit hohem ethischen (Selbst-)Anspruch steht. Als Zuschauer bewundern wir diese Heldin der Arbeit. Kindeswohl: Film-Kritik | Abendzeitung München. Gleichzeitig aber ist sie - auch als Selbstschutz - zu rigide, um unsere Herzen zu erwärmen. Als dann der leukämiekranke Junge unser Mitgefühl bekommt und sie gleichzeitig stalkt, geraten wir endgültig in ein emotional und moralisch vermintes Feld: Was ist richtig und was falsch, mit welchen Konsequenzen? Wunderbar und intellektuell Das lässt sich nicht mehr klar ausmachen - und das ist ein wunderbarer, auch intellektuell anregender Gefühlskick. Wir gehen gebannt mit der wie immer überzeugenden Emma Thompson durch ihr Lebensfragen-Abenteuer, das auch uns selbst immer neue Bewertungen abverlangt.
Einfach macht es einem Ian McEwan ( Am Strand) sicher nicht, nicht seinem Publikum, nicht den Protagonisten. Immer wieder zwingt er sie in schwierige Situationen, die mal direkt dem Leben entnommen sind, manchmal bewusst außergewöhnlich, um dabei über ganz grundsätzliche Punkte nachdenken zu können. Kindeswohl - Kino | Nordbayern. Ein Beispiel für Letzteres ist Kindeswohl, sein 2014 veröffentlichter Roman, der als Basis für den gleichnamigen Film dient. McEwan befasst sich darin mit der heiklen Frage, ob man einen anderen Menschen zu einer Behandlung zwingen darf – in diesem speziellen Fall ein Jugendlicher, der aufgrund seines Alters nicht die Tragweite der Entscheidung erfassen darf. Eine schwierige Frage, wenig Austausch Das ist eine diffizile Aufgabe, die zwei überhaupt nicht miteinander zu vergleichende Rechte gegenüberstellt: das Recht auf Leben und das Recht zur Selbstbestimmung. Kindeswohl macht es einem hier relativ einfach, indem der fragliche Jugendliche ebenso charmant wie intelligent ist. Ein Mensch, dem ein großer Weg offensteht und dem man ein langes Leben wünscht, um seinem so offensichtlichen Potenzial nachzukommen.