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Lyrik ist unzweifelhaft Sprache in ihrer schönsten Form. Angefangen in der Antike, dienten Gedichte und Lyrik dazu, Geschichten zu erzählen, Gefühle und Emotionen zum Ausdruck zu bringen. Vielfach noch begleitet von der Lyra – daher auch der Name – wiesen und weisen diese Texte eine bestimmte äussere Form auf, angefangen bei einem Versmass und einem Reimschema. Allen von Ihnen sind Namen wie Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller, Theodor Storm und auch William Shakespeare auf englischer Seite ein Begriff. Ihre Werke berühren uns nicht nur immer noch, ihre Worte haben sich auch in unserem alltäglichen Leben fest verankert. Wo begegnet uns lyrik haute ecole. Und so begegnen uns nicht nur ihre Zitate beim Einkaufen, sondern prägen auch unser Sprachbild. Wie erwähnt, handelt es sich bei lyrischen Werken – also Gedichten und Poesie – um Dichtungen in Versform. Lyrik bildet, zusammen mit der Epik und der Dramatik, das Grundgerüst unserer literarischen Gattungen und kann als das Hochballett des wörtlichen Ausdrucks von Sprache verstanden werden.
Ihnen stünden diejenigen gegenüber, die Lyrik schreiben oder lesen würden. Dieser Prozess der Entmenschlichung, den sie schon in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts angeprangert hat, hat sich beschleunigt, ja, er hat inzwischen sogar neue Dimensionen erreicht. Er ist es, der uns kirre macht und dem Lyrik entgegentritt. Lyrik heute. Lyrik, die gut ist. Nicht mehr und nicht weniger. Die Lyrik ist tot. Es lebe die Lyrik. | munich bookster. Aus: Artur Nickel: farbgespnste flussabwärts. Gedichte, Geest-Verlag, Vechta 2012, S. 107 – 116. Artur Nickel (*1955 in Maburg an der Lahn) studierte in Tübingendie Fächer Germanistik und Evangelische Theologie. In dieser Zeit hat er sich auch in der Anti-Kernkraftbewegung engagiert und erste Gedichte veröffentlicht. Nach dem ersten Staatsexamen hat Artur Nickel mit einer Arbeit über Hans Werner Richter und die Gruppe 47 in Tübingen promoviert. Seit 1986 arbeitet er als Lehrer, seit 1991 an der Erich Kästner-Gesamtschule in Essen. Dort gründete er im Jahre 2000 das "EssenerKulturGespräch", ein Forum, das Kindern und Jugendlichen durch Ausstellungen, Lesungen, Theaterprojekte und andere Veranstaltungen ein Podium gibt, sich mit Kunst und Kultur auseinander zu setzen.
Haben wir uns damit abgefunden, dass Lyrik jenseits von den Lyrics der Chart-Hits quasi erledigt ist? Je zeitgenössischer ein Gedicht ist, um so schwerer fällt der Zugang. Es ist nicht möglich, Gedichte zu konsumieren, wie das mit Romanen oder Musik aus dem Charts oft möglich scheint. Da Lyrik nun zu den in Schulen häufiger behandelten literarischen Gattungen gehört, ist es sicher nicht abwegig zu vermuten, dass man der Überlegung begegnet, dass es zwischen der Behandlung von Gedichten in der Schule und dem Mangel an Lesern, die kompetent mit Lyrik umgehen, einen Zusammenhang geben Könnte. Wo begegnet uns lyrik haute autorité. Vielleicht gibt es diesen Zusammenhang, meine Vermutung geht jedoch in eine andere Richtung: Lyrik zu lesen muss man kontinuierlich lernen; hin und wieder ein Gedicht zur Hand zu nehmen, reicht dazu nicht aus. Diese Form des Lesens von Gedichten als kontinuierlichen Prozess wird in der Schule eher weniger eingeübt. Im Zentrum der schulischen Heranführung an Gedichte steht die Heranführung an literaturhistorisch bedeutende Gedichtformen und Epochen, ohne dass wir damit bis in die Gegenwart kämen.
Fasse dich kurz: Deine Zusammenfassung soll nicht länger als das Gedicht sein. Gebrauche die Zeitstufe der Gegenwart (Präsens).
Schreiben wir in unserer Umgangsprache oder versuchen wir, eine eigene poetische Sprache zu entwickeln? Darf man heute noch reimen? Drfen wir auf bekannte Formen zurckgreifen, gibt dieses Sinn? Wie sollte ein authentisches Gedicht aussehen? Letzendlich: Warum schreiben wir? & Wer soll das, warum lesen? Einige dieser Fragen will ich im Folgenden fr mich versuchen zu beantworten, andere bleiben den eigenen berlegungen berlassen. Sprache Es gibt z. Zt. keine allgemeingltige und -verstndlche poetische Sprache, der es gelingt, unser Sein zu beschreiben. Wo begegnet uns lyrik heute film. Wir bemerken nur immer wieder, da die alten Metaphern nicht mehr greifen. Die Bilder entsprechen nicht mehr, Symbole und Zeichen sind verloren oder untergegangen und das zu recht: Wir leben in einer technisierten Welt, in der Natur und Natrlichkeit (des Menschen) zunehmend tabu werden. Deshalb stehen uns die Ausdrucksmittel, die zum Beispiel in der Romantik geschaffen wurden, wie fremdgewordene Freunde gegenber. Und es ist zu spren, da diese alte Freundschaft nicht aus Liebe zur Nostalgie aufrechterhalten werden darf.