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In Japan dagegen gab es nur eine stark gekürzte Version zu sehen. Trotz expliziter Sex-Szenen gilt Im Reich der Sinne nicht als pornographischer Film. Es ist vielmehr die Geschichte einer Beziehung, in deren Verlauf sich die Personen verändern und nach und nach den Bezug zum Alltag verlieren. Kichizō, der Arbeitgeber und zu Anfang der Fordernde, unterwirft sich immer mehr. Sada, die Dienerin und Untergebene, übernimmt die Führung und treibt die beiden mit zunehmend extremeren sexuellen Wünschen dem tragischen Ende entgegen. Obwohl Krüger und Boersch in ihrer Stellungnahme befürchteten, dass "im Blick auf Im Reich der Sinne kaum noch eine einigermaßen sichere Grenze zu ziehen sein" werde, änderte sich danach nichts an der bisherigen Entscheidungspraxis der FSK und der Juristenkommission. Dies wurde dann auch nicht weiter kritisiert, da die Medien prominenten Skandalfilmen eine ganz andere Aufmerksamkeit zuteilwerden ließen als den üblichen Sexfilmen. Hintergrund [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten] Der Film war offiziell eine französische Produktion und wurde auch in Frankreich geschnitten, um die japanischen Zensurvorschriften zu umgehen.
Losgelöst von psychologischen Fragestellungen betont der Film die verstörende Nähe von Lust und Schmerz und lotet in Anlehnung an George Batailles Theorie des "Erotisme" das Wesen der Sexualität bis in seine dunkelsten Tiefen aus. In streng komponierten Szenen werden die Begegnungen des Paares gezeigt. In Großaufnahmen und in aller Selbstverständlichkeit kommen Lust und Schmerz, die sich auf ihren Gesichtern zeigen, zum Ausdruck. Nagisa Oshima musste den in Japan gedrehten Film, der auf eine reale Begebenheit aus dem Jahr 1936 zurückgehen soll, in Frankreich fertigstellen, da er sonst der strengen japanischen Zensur zum Opfer gefallen wäre. Als sein Werk 1977 im Forum-Programm der Berlinale aufgeführt werden sollte, kam es zum Eklat: "Im Reich der Sinne" wurde als "harte Pornografie" beschlagnahmt, ein Jahr später aber für die Kinos ungekürzt freigegeben - und erhielt von der Filmbewertungsstelle sogar das Prädikat "besonders wertvoll". In Japan wurde das kompromisslose Meisterwerk allerdings nur in einer stark gekürzten Fassung aufgeführt.
Er sorgte bei seinem Erscheinen für einen Skandal. Der Film beruht auf einer wahren Begebenheit um Abe Sada, die sich so ähnlich 1936 in Japan zugetragen hat. Handlung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten] Kichizō ist der Besitzer eines Geisha -Hauses, in dem Abe Sada als Dienerin und Prostituierte arbeitet. Zwischen den beiden entwickelt sich eine leidenschaftliche Beziehung. Kichizō verlässt schließlich seine Familie, um ganz bei Sada zu sein – mehr und mehr verfällt er ihr. Abgeschottet von der Außenwelt geben sich die beiden ganz der grenzenlosen sexuellen Begierde hin. Gemeinsam tauchen sie immer tiefer in die Welt der Leidenschaft bis hin zum Lustschmerz ein. Ihre Lust bricht mit sämtlichen Tabus und führt schließlich zu Kichizōs Tod, denn Sada tötet ihn auf seinen Wunsch hin beim Liebesakt. Der Film endet mit einer Penektomie, dem Abschneiden des Penis. Erstaufführung und Beschlagnahme [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten] Nagisa Ōshima drehte in Tokio, musste das Filmmaterial allerdings zur Entwicklung und Fertigstellung nach Paris schicken, "weil kein japanisches Laboratorium es anzurühren wagte. "
Nach außen hin als Skandal, als verachtenswertes Verhalten getadelt, zeigt sich doch immer wieder, jene Faszination mit allem, was verboten ist. Jedoch verändert das Tabu sowie die gesellschaftliche Ächtung das Individuum, wie man anhand Abe und Koichi sehen kann, die nur in ihrem Zimmer eingeschlossen ihrer Liebe nachgehen, ihrer Utopie der absoluten Vereinigung, was man in vielfacher Weise verstehen kann. Ein Akt der Liebe Die Tatsache, das Gesellschaften, nicht nur die japanische, ein schwieriges Verhältnis zu offen vorgetragener Sexualität haben, ist nichts Neues, doch für Oshima, wie in vielen seiner anderen Werke, geht es um die Ursache, warum gerade jene Utopie der Liebe nicht existieren kann und letztlich in Gewalt umschlägt. Sind Abe und vor allem Koichi noch zu Anfang in ihren gesellschaftlich festgelegten Rollen verankert, beobachtet die Handlung, wie die Leidenschaft sie verändert und gerade Abe nach der absoluten Vereinigung, der absoluten Ekstase trachtet, welche immer mehr dem Tode nahekommt.
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Ganz auf den menschlichen Körpern soll der Blick ruhen, auch jeder gesellschaftliche Hintergrund wird mit einer bezeichnenden Ausnahme ausgespart. Gerade im Kontrast dieser radikalen Beziehung zu einem in einer Szene durch die Gasse marschierenden Trupp von Soldaten wird nicht nur die Militarisierung im Japan der 1930er bewusst, sondern auch wie wenig diese sexuelle Leidenschaft mit dem gesellschaftlichem Umfeld zu tun hat und eine zeit- und ortsunabhängige Urkraft ist. Langsam verschieben sich dabei in der Beziehung von Kichi und Sada auch die Verhältnisse, denn während zunächst er den Ton angibt und Sada ihn mit "Herr" anredet, wird zunehmend sie die treibende Kraft. Gleichzeitig verändert sich mit Sadas unstillbarer Lust und ihrem besitzergreifenden Agieren auch die Inszenierung, denn an die Stelle von distanzierten Halbtotalen treten im Finale vermehrt Groß- und Detailnahmen. Je näher sich Kichi und Sada kommen und je mehr sie förmlich verschmelzen und sich ihre Welt immer mehr auf sie reduziert, desto näher kommt ihnen auch die Kamera und schließt zunehmend jedes Umfeld aus.