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Die Zuschauer werden zu Schöffen, sie entscheiden über das Urteil. Verurteilung oder Freispruch. "Taugt die Justiz, wenn die Wahrheit zur Ansichtssache wird? " Die Abstimmungsergebnisse der Zuschauer-Schöffen aller bundesweiten Aufführungen von »Terror« werden vom Verlag Gustav Kiepenheuer Bühnenvertrieb dokumentiert und sind online einsehbar unter. Aktuell keine Vorstellungen. "Terror" in einer sehenswerten Inszenierung im Theater der Keller in Köln (…) Regisseur Heinz Simon Keller setzt dem Fernsehglamour Nüchternheit und Nachdenklichkeit entgegen. (…) zur Premiere im Theater der Keller entscheiden die Zuschauer mit 57 auf "schuldig". Ob das nun an Kellers klarsichtigem Zugang lag, am aufgeklärtem Kölner Publikum, an der empathischen Staatsanwältin, oder am Lächeln des Kampfpiloten – das ist die eigentlich interessante Frage. Die Antwort findet man nur im Theater, der Besuch lohnt sich auf jeden Fall. Terror im theater company. Auch in Gänze leistet das Ensemble, vor minimalistischer Gerichtskulisse, gute Arbeit.
Hat Stemann Angst, dass er mit seiner Theaterarbeit selbst ins Fadenkreuz der Islamisten geraten könnte? "Nein", sagt er, "ich glaube nicht, dass wir da bedroht sind. Dabei geht es nicht um die Frage, ob man irgendwelche Islamisten beleidigt. Das kann man im Zweifel sowieso nicht verhindern. Aber ich versuche, nicht zu zündeln, weil ich auch nicht weiß, was das bringen sollte". TERROR - Ferdinand von Schirach - Abstimmungsergebnisse. Unehrliche Solidarität Stemann ergänzt: "Mir ging der Anschlag schon sehr nahe. Allerdings fand ich die Reaktionen und dieses, Wir sind Charlie', das ja auch Diktatoren und die Springer-Presse für sich beansprucht haben, nicht besonders hilfreich. Da waren viele Leute auf einmal Charlie, die sich zu Zeiten, als es noch ein linksradikales Schmuddelblatt war, auf keinen Fall als, Charlie' bezeichnet hätten. "
Zentrales Thema sind die Verdächtigungen der deutschen Gesellschaft. Stich- und Unwort: "Dönermorde". Zitat aus dem Stück: "Meine Enkelin fragte: Omi, was heißt denn DNA? Terror / Theater der Keller. Glauben die, dass ich meinen Papa umgebracht habe? " Einen ähnlichen Ansatz verfolgt der türkischstämmige Autor, Regisseur und Filmemacher Nuran David Calis in "Die Lücke". Zum zehnten Jahrestag des Nagelbombenanschlags in der Kölner Keupstraße brachte er das Stück "Die Lücke" im Juni im Schauspiel Köln auf die Bühne, das Bewohnern eine Stimme geben sollte, die damals verdächtigt wurden und weggezogen sind. Im Staatstheater Braunschweig war ein Wegschauen unmöglich. Zur Gemeinschaftsproduktion der Braunschweiger mit dem Berliner Ballhaus Ost und dem Theater Rampe Stuttgart "Unter drei" wurden die Zuschauer per Handschlag von den Schauspielern begrüßt, die die Rechtsextremen spielen. Der Berliner Theaterwissenschaftler Benjamin Wihstutz sieht in der Verbreitung des NSU-Stoffes auch die Wiederentdeckung eines Trends aus den 1960er Jahren: Das Dokumentartheater über Gerichtsprozesse.