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Er zeigte mehrfach den Hitlergruß. 2016 soll Meese in Bayreuth Wagners "Parsifal" inszenieren. Vor einem Jahr forderte der Künstler Jonathan Meese in einem öffentlichen Gespräch die "Diktatur der Kunst" und hob den Arm zum Hitlergruß. Nun wird er mit den juristischen Folgen konfrontiert. Wieviel NS-Symbolik vertragen die Festspiele? Bayreuth-Intendantin Katharina Wagner spricht erstmals über den Rauswurf von Evgeny Nikitin und ihr gewagtes Engagement des Künstlerstars Jonathan Meese. In Bayreuth muss der Bassbariton Evgeny Nikitin wegen eines Swastika-Tattoos gehen. Zugleich wird mit Jonathan Meese ein Künstler mit Nazi-Fetisch engagiert. Worin liegt der Unterschied? "Dionysos - Szenen und Dithyramben" nennt sich die "Opernphantasie" mit Worten von Nietzsche und einem Text von Komponist Wolfgang Rihm. Jonathan Meese hat für die Salzburger Festspiele ein Bühnenbild entworfen. Danach will er sich nach Jahren des Schuftens, Feierns und Öffentlichseins in der Einsamkeit regenerieren Theater und TV – geht das zusammen?
Und so wird Meese 1998 erstmals von Leander Haußmann eingeladen, ein Szenenbild für seinen Film Sonnenallee zu gestalten. 2004 bitten ihn Bert Neumann und Frank Castorf an die Berliner Volksbühne. Dort entwickelte er in den folgenden Jahren Bühnenbilder für Pitigrillis "Kokain" (2004) und drei weitere Stücke. In einzigartiger Weise verband Meese dort Malerei, Skulptur und Installation. Gattungen, die er bis heute zwar getrennt bearbeitet, sie aber zunehmend zu einem "einzigen unübersehbaren Gebilde, gleichermaßen Manuskript, Bühne, Situation und Garderobe" (Roberto Ohrt) zusammenfügt. Jonathan Meese verwirklicht sich darin den Traum einer grenzenlosen Kunst. In einer performativen Theaterskulptur mit dem Titel "DE FRAU", führte Jonathan Meese erstmals Regie. Er verführte die Schauspieler zum freien Spiel, in das jeder ohne Vorgabe eingreifen konnte, und entfachte damit eine kleine Revolution an dem Ensemble-erprobten Haus. Weitere Bühnenbilder entstanden für Wolfgang Rihms Oper "Dionysos", die auf den Salzburger Festspielen 2010 unter der Regie von Pierre Audi uraufgeführt wurde und, ebenfalls unter Audi, die Barockoper "Médée" von Marc-Antoine Charpentier am Théâtre des Champs Elysées in Paris 2012.
Dass irgendwelche Zuschauer sich empören, weil sie nicht mehr unterscheiden können, ob auf >>der Bühne<< von Jonathan Meese das >>Hakenkreuz durchgestrichen<< wird oder nicht, ist nicht nur traurig, sondern vor allem gefährlich. Verwundern kann es andererseits nicht, denn wo das schlichte Moralisieren hoch im Kurs steht, bleibt für die Fähigkeit zur Analyse wenig Platz. Noch weniger sollte verwundern, dass die Künstler auf demselben Gebiet ihre Sache weiter treiben und klären, womit wir es zu tun haben: denn die Welt der Zeichen ist ihr Stoff und die Freiheit ihr Medium" (Roberto Orth S. 17). ham, 28. 11. 21015 Download
Lange schwarze Haare, ein langer schwarzer Bart, dazu eine schwarze Hose und eine schwarze Sportjacke mit drei hellen Streifen, die er übrigens mehrere Male zu Hause hat: So tritt er immer auf, bei Veranstaltungen oder in Videos auf seiner Internetseite. In dieser Jacke hat ihn auch schon Winter kennengelernt. "Die Leute denken, dass sich ein Künstler im Laufe der Jahre ein Markenzeichen anschafft. Aber diese Trainingsjacke hatte er schon am ersten Tag in der Schule an. " Mutter spielt bis heute tragende Rolle Meese selbst ist es ziemlich egal, was andere von ihm halten und über ihn denken, er macht sein Ding. Nicht immer davon begeistert ist seine über 90-jährige Mutter Brigitte Meese, die ihn überall hin begleitet und als Korrektiv dient. Die "Mami", wie Meese sie immer ruft, unterstützt ihn, wo es nur geht. Thomsa kennt den Künstler schon einige Jahre und weiß, dass die beiden immer zusammen unterwegs sind, aber eben auch gerne mal anecken. Brigitte Meese muss einige Eigenarten ihres Sohnes aushalten.