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In den 90ern agierten in Berlin serbische Diebesbanden, die aus einem dafür berüchtigten Belgrader Stadtteil stammten. Die hatten vor nix Angst, außer dem Verrat an die Polizei. Ein junger, gut aussehender und intelligenter Serbe erschoss damals einen vermeintlichen Verräter – vor den Augen zweier Frauen und eines Bandenmitglieds. Es war eine geschäftsmäßige Hinrichtung mit zwei Schüssen. Im Prozess waren die Zeugen verschwunden oder konnten sich an nichts erinnern. Sprüche über Mensch und Menschen - Spruch des Tages. Der Mann wurde freigesprochen und kehrte nach Belgrad zurück, wo er vermutlich gefeiert wurde. Profitgier kommt doch auch in den besten Familien vor. Ja, zum Beispiel spritzte ein ehrgeiziger Oberarzt aus Süddeutschland einmal Schmutzwasser aus Putzeimern in Infusionen, mit denen sein Konkurrent erfolgreich schwer kranke Patienten behandelte. Er tötete Patienten, um dessen Studie zu ruinieren. In der U-Haft hat er sich das Leben genommen. Gab es noch andere Überraschungen? Das Männerkollektiv stellt sich insgesamt deutlich krimineller dar, als ich erwartet hatte.
Hans-Ludwig Kröber, 68, ist der bekannteste deutsche Kriminalpsychiater. Er wuchs selbst zwischen psychotisch Kranken und Anfallskranken in der diakonischen Einrichtung in Bethel in Bielefeld auf, wo seine Eltern als Psychiater arbeiteten. Bis heute forscht Kröber über die psychosozialen Hintergründe von Gewalt- und Sexualverbrechen und erstellt Kriminalprognosen bei Straftätern. Herr Kröber, Sie sind seit mehr als 30 Jahren im Geschäft und vermutlich Deutschlands bekanntester Kriminalpsychiater. Wenn ein Mörder freigelassen wird, fragen alle: Wird er es wieder tun? Wie oft kommt es vor, dass ein lebenslang Verurteilter ein zweites Mal tötet? Wir wissen es nicht. Es gibt keine staatliche Rückfallstatistik. Durch die deutsche Expertenszene geistert eine Zahl von drei Prozent, die aber nicht belegt ist. Wenn es einen menschen gibt es. Manchmal findet man auch die aparte Angabe von null bis drei Prozent. In den 80er Jahren gab es in Berlin eine gewisse Häufung von Fällen. Die Gerichte waren damals oft sehr wohlwollend und unterschätzten die Gefährlichkeit mancher Täter.
Denn über das Vorgehen und die Psyche von Auftragskillern ist wissenschaftlich bisher so gut wie nichts bekannt. Der Kriminologe David Wilson und seine Kollegen von der britischen Birmingham City University haben sich deshalb auf die Suche nach Spuren gemacht, die verschiedene Auftragskiller in den Jahren 1974 bis 2013 entweder in der Öffentlichkeit oder aber den Akten der Polizei hinterlassen haben. Sie durchforsteten elektronische Pressearchive, führten Interviews mit inhaftierten Tätern und studierten Gerichtsunterlagen. Auftragskiller: Was es kostet, einen Menschen töten zu lassen - WELT. "Damit konnten wir wiederkehrende Eigenschaften und Verhaltensweisen von Auftragskillern in Großbritannien identifizieren", so Wilson. "Wir untersuchten demografische Daten, die Opfer, die Mordwaffe, den Preis für die Tat und auch, ob der Täter der Polizei bereits bekannt war. " Im Fachmagazin "The Howard Journal of Criminal Justice" berichten die Wissenschaftler jetzt über die teilweise überraschenden Ergebnisse. "Auftragskiller in Filmen und Videospielen töten in dunklen Bars oder von Hausdächern mit teuren Scharfschützengewehren", sagt Wilson.