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Fuchs spielt die korrupte Verkommenheit und die miese Schläue des ehemaligen Dorfschreibers in wunderbarer Selbstverständlichkeit aus, aber durch alle burlesken und auch willkürhaft-gefährlichen Züge hindurch scheint die Würde dieser Figur: Durch alle Schicksalswendungen hindurch hat er sich den unbestechlichen Blick für das menschlich Wahre bewahrt, der ihn weise und "beinahe gerecht" urteilen lässt. Werner Häußner
Wer sie hat, ist vom Schicksal oder von den Göttern gesegnet. Das Lachen stellt das Vertrauen in uns selbst wieder her, es erhebt uns über die Situation. Das Drama von "Kunst" ist ja nicht, dass sich Serge das weiße Bild kauft, sondern dass man mit ihm nicht mehr lachen kann. Wenn Sie mit einem Freund lachen können, dann können Sie alle möglichen Differenzen mit ihm haben. Sie können sogar schwarzweiß denken, bis zu einem gewissen Grad, wenn Sie über diese Differenzen lachen können, denn eine Freundschaft ist jenseits von Meinungen begründet. Wenn man nicht mehr lachen kann, gewinnt die Meinung die Oberhand und es gibt nichts mehr jenseits von ihr. " (Yasmina Reza) • MIT Wolfgang Michael, Sascha Nathan, Martin Rentzsch REGIE Oliver Reese BÜHNE Hansjörg Hartung KOSTÜME Elina Schnizler MUSIK Jörg Gollasch LICHT Johann Delaere, Mario Seeger DRAMATURGIE Sibylle Baschung AUFFÜHRUNGSDAUER 1 Stunde 40 Minuten, keine Pause PRESSESTIMME "Reese ist mit "Kunst" Kunst gelungen. München: Das Theater Impuls spielt Brechts „Kaukasischen Kreidekreis“ - München - SZ.de. " (Neues Deutschland)
Jojo Rösler gibt der Magd Grusche Vachnadze eine wunderbar sanft gefasste Menschlichkeit, die sich durchaus stark und selbstbewusst äußern kann, wenn es um das Kind des hingerichteten Gouverneurs geht: Sie hat es an sich genommen, als es die leibliche Mutter in Sorge um ihre gute Garderobe bei der Flucht vergessen hat. Ihre Gegenspielerin zeichnet Sina Dresp ohne die übertriebene Hochnäsigkeit, die gern ins Karikierende abgleitet. Dresp macht aus der Gouverneursgattin einen erkalteten Menschen, der seine Vorstellungen, wie die Welt zu sein hat, nicht verändern kann. Auch die Szenen zwischen Grusche und ihrem Verlobten, dem Soldaten Simon ( Anselm Müllerschön) sind in ihrer Emotionalität wohldosiert und sogar mit einem Hauch liebevoller Geziertheit ausgespielt. Isabella Szendzielorz und Thomas Klenk – wie fast alle anderen auch in mehreren Rollen – werfen als Bauernpaar ein paar Augenblicke schnoddrigen Humors in die Runde. Zum Kaukasischen Kreidekreis – Lutz Bierends Fatherleft. Georg Zeies findet als Erzähler den richtigen Ton, wenn er den Azdak von Matthias Fuchs einführt, dessen überraschende Ernennung zum Richter in einer fast shakespearischen Groteske vorbereitet wird (u. a. mit Martin Liema und Bastian Beyer als Panzerreiter).
WÜRZBURG / St. Andreaskirche: DER KAUKASISCHE KREIDEKREIS von BERTOLT BRECHT 16. 01. 2022 (Werner Häußner) Brecht auf die Bühne – das ist heute leichter gesagt als getan. Alles, was einmal neu und aufregend war, das epische Theater, die Verfremdung, die Neubestimmung des Verhältnisses von Bühne und Zuschauer, das Lehrstückhafte, alles das ist historisch geworden, überholt von einer unbestimmten Postmoderne mit ihrer Performancewut, ihren medialen Distanzierungen, ihrer Erzählverweigerung und ihrem Pendeln zwischen moralischem Relativismus und Rigorismus. Regisseurin Bea Martinek hat Brechts "Der kaukasische Kreidekreis" in Würzburg von fast allen der "typischen" Brecht-Merkmale entbunden und sich auf die erzählte Parabel konzentriert. Kein "Spiel im Spiel" mehr, keine Debatte grusinischer Obstbauern und Ziegenhalter um den rechten Weg. Brecht in einer katholischen Kirche – das wäre bei der deutschen Erstaufführung 1954 und auch beim Bruch des Brecht-Boykotts in Wien 1963 nicht denkbar gewesen.
"Das Theater Impuls denkt und agiert gerne etwas anti-zyklisch" Mit seinem "Theater Impuls" hat sich Wiedermann aber nicht die hitlastige Ballade von Mackie Messer vorgenommen, sondern den "Kaukasische Kreidekreis", jene berühmte Parabel über Krieg, Exil, und (Un-)Menschlichkeit. Zu sehen ist diese Inszenierung nun am Münchner Teamtheater, Premiere ist am Donnerstag, 13. Januar. Für Wiedermann, der am Salzburger Mozarteum Regie studiert und unter anderen bei Peter Zadek, Andrea Breth und Thomas Ostermeier assistiert hat, gab es viele Gründe, hier zuzugreifen. "Das Theater Impuls denkt und agiert gerne etwas anti-zyklisch. Wenn alles schreit:, Links marsch! ', spielen wir gerne mal Ernst Jüngers, In Stahlgewittern'. " Wenn also Brecht momentan als eher moralinsauer verrufen sei, kümmere man sich gerade um diesen Autor. Und was die Moralinsäure angehe, da meint der Regisseur: "Jede Radio-Sendung ist ja mittlerweile nichts anderes als eine Unterweisung im Fach, Wie-werde-ich-ein-besseres-und-nachhaltigeres-und-korrekt-agierendes-Individuum'. "