Kleine Sektflaschen Hochzeit
In Deutschland feierten 1980 insgesamt 535 Menschen ihren 100. Geburtstag, 1991 waren es 1745, im Jahr 2010 schon 5688 und 2014 sogar 6611. Man rechnet, dass heute in Deutschland rund 20. 000 Personen leben, die einen dreistelligen Geburtstag feiern, davon im Jahr 2016 sogar 650, die 105 Jahre und älter waren. Auch das hohe Alter hat seinen Seltenheitswert verloren" (Ursula Lehr S. 53). In Afrika, dem Kontinent mit der weltweit jüngsten Bevölkerung, sind von aktuell 1, 2 Milliarden Menschen knapp 70 Millionen 60 Jahre und älter. 2050 werden es 226 Millionen von ungefähr 2, 5 Milliarden sein. "Durch das Fehlen von flächendeckenden Sozialversicherungs- und Rentensystemen […] ist der Großteil der älteren Generation […] im informellen Sektor erwerbstätig – für den täglichen Lebensunterhalt und zur Unterstützung der jüngeren Generation. Im Wesentlichen […] in der Landwirtschaft […]. Durch ihre generationenübergreifende Rolle in der Familie haben ältere Menschen einen entscheidenden Einfluss auf die Grundversorgung und die Perspektiven und Fähigkeiten jüngerer Generationen.
Nun kann das Ausstellungsteam bereits mehr als zufrieden Bilanz ziehen: 160 Personen meist aus dem deutschsprachigen Raum, aber auch aus der ganzen Welt haben sich am Call beteiligt. Insgesamt wurden 350 Werke eingereicht. Überwiegend erhielt das Museum Fotos, aber auch Zeichnungen, Gedichte, persönliche Geschichten sowie Filme wie zum Beispiel einen Urlaubsschnappschuss einer älteren Dame, die in einem pinken Oldtimer sitzend verschmitzt aus Kuba grüßt, Detailaufnahmen bunter Röcke portugiesischer Fischerinnen, die fast so viele Falten werfen wie deren Gesichter oder auch mal eine spöttische Zeichnung, die zum Thema vor allem den zynischen Kommentar "Scheiss Alter" übrig hat. Die überaus gute Resonanz auf diesen Aufruf hat Alice Pawlik überrascht, die als Kustodin der Sammlung Visuelle Anthropologie auch die bildreiche neue Ausstellung kuratiert: "Eine Ausstellung zu einem Thema zu machen, das alle betrifft, ohne Bürgerinnen und Bürger zu befragen, was ihr Bild vom Alter(n) ist, wäre für mich undenkbar!