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Die 1947 in der Nachkriegszeit, von Wolfgang Borchert veröffentlichte Kurzgeschichte 'Nachts schlafen die Ratten doch' beschreibt Folgen, Eindrücke und persönliche Schicksale der Kriegszeit durch das Gespräch zwischen dem neunjährigen Jürgen, der den Leichnam seines Bruders davor bewacht von Ratten gefressen zu werden und einem namenlosen und gesichtslosen Mann. Hierbei übernimmt der alte, anonyme Mann die Funktion einer Vater- und Fürsorgeperson, die den traumatisierten jungen Knaben langsam und behutsam wieder zurück ins Leben führt (adsbygoogle = bygoogle || [])({});. Es ist eine authentische Momentaufnahme aus einer Zeit, die von Zerstörung, Leid und Fassungslosigkeit nur so geprägt ist. Nachts schlafen ratten doch inhaltsangabe. Die Nacht bricht ein und es wird dunkel in einer namenlosen, verwüsteten und zur damaligen Zeit in Deutschland wohl typischen Straße. Der neunjährige Jürgen sitzt verwahrlost, müde und alleine zwischen den Mauerresten und Trümmern eines von Kriegsbomben zerstörten Hauses. Ein alter Mann, mit krummen, abgemagerten Beinen kommt auf ihn zu, spricht ihn an und setzt sich zu ihm.
Da sagte der Mann (und seine krummen Beine waren ganz unruhig dabei): "Weißt du was? Jetzt füttere ich schnell meine Kaninchen und wenn es dunkel wird, hole ich dich ab. Vielleicht kann ich eins mitbringen. Ein kleines oder, was meinst du? " Jürgen machte kleine Kuhlen in den Schutt. "Lauter kleine Kaninchen. Weiße, graue, weißgraue. " "Ich weiß nicht", sagte er leise und sah auf die krummen Beine, "wenn sie wirklich nachts schlafen. " Der Mann stieg über die Mauerreste weg auf die Straße. "Natürlich", sagte er von da, "euer Lehrer soll einpacken, wenn er das nicht mal weiß. " Da stand Jürgen auf und fragte: "Wenn ich eins kriegen kann? Ein weißes vielleicht? " "Ich will mal versuchen", rief der Mann schon im Weggehen, "aber du musst hier so lange warten. Ich gehe dann mit dir nach Hause, weißt du? Ich muss deinem Vater doch sagen, wie so ein Kaninchenstall gebaut wird. Denn das müsst ihr ja wissen. " "Ja", rief Jürgen, "ich warte. Ich muss ja noch aufpassen, bis es dunkel wird. Ich warte bestimmt. "
Möglicherweise hat der Lehrer den Schuljungen direkt gesagt, dass sie Wache halten sollen. Oder er hat nur erklären wollen, warum es wichtig ist, die Leichen zu beerdigen. Oder aber der Junge hat aus der Information des Lehrers und seiner Liebe zu seinem Bruder eine Handlungsverpflichtung abgeleitet. In jedem Fall hält es der Neunjährige für nötig, den Leichnam zu bewachen. Die Lüge des Alten Wie sinnvoll dieser Versuch ist, ist zweifelhaft: Der Bruder ist tot, und ob die Ratten ihn fressen oder der Leichnam langsam von Bakterien und Pilzen zerfressen wird, ist letztlich unwichtig. Man könnte das Wachehalten als sinnlose Pflichterfüllung oder auch als sinnlosen Liebesbeweis gegenüber dem Bruder interpretieren. So sieht es offensichtlich der Alte. Denn er versucht, den Jungen durch seine Behauptung, die Ratten schliefen nachts, zur Heimkehr zu bringen. Seine Behauptung ist eine Lüge, denn Ratten sind dämmerungs- und nachtaktiv. Kindgerechte Mittel Der Alte gewinnt das Vertrauen des Jungen.
Aber alles ist so lässig dahingeschrieben, so wie eine Pflichtübung. Die schrecklichen Seelennöte des Kindes und die einfühlsamen Bemhungen des Alten werden vom Verfasser nicht gewürdigt. Und der Anfang ist regelrecht schnoddrig und wird der Qualität der Geschichte in keiner Weise gerecht. Man merkt förmlich, wie der Verfasser die Interpretation abhakt - mit pubertärer Ahnungslosigkeit, was den lebensbedrohlichen Konflikt angeht. Wo bleibt die Interpretation der desperaten Lage des Jungen? Wo bleiben die vorherigen "Fluchtversuche" des Jungen - seine Tabaksucht z. B. als Merkmal? Wo bleiben die Gefühle des Alten, seine Verzweiflung, dem Kind helfen zu müssen, bevor es ganz kaputtgeht? Hallo Herr Hartmann, danke fr Ihre konstruktive Kritik. Mit dem Wort Pflichtübung haben Sie nicht ganz unrecht. Ein groer Borchert-Fan bin ich nicht. Und wenn Borchert, dann lieber "Schischyphusch" als die Ratten-Geschichte. Den Geschmack der meisten heutigen Leser trifft die Trümmerliteratur meines Erachtens nicht mehr.
Die Ratten werden in Jürgens Phantasie verdrängt vom Bild der Kaninchen, einem Symbol des Lebens. Der Mann will sich weiter um Jürgen kümmern. Er will mit dem Vater sprechen, ihn von der Sinnlosigkeit des Wachehaltens zu überzeugen. Durch das Versprechen, ihm ein Kaninchen zu schenken, und durch seine Behauptung gelingt es ihm, den Jungen zum Heimgehen zu überreden. Er sagt dem Jungen nicht die Wahrheit, die dieser vielleicht noch nicht verstehen würde. Anders als der Lehrer bringt er ihn mit kindgerechten Mitteln dazu, das zu tun, was er für das Richtige hält – und was wohl auch das Richtige ist. Borcherts Geschichte ist ein Plädoyer für die Zukunft. Vielleicht sieht er in dem Jungen einen Modellfall für die Jugend, die nach dem Krieg die Städte wieder aufbauen muss. Farbsymbolik Das Kaninchen – mit seinem sprichwörtlichen Fortpflanzungseifer – dient als Symbol des Lebens, ebenso wie das Grün des Kaninchenfutters. Dagegen steht das Grau der Trümmer. Hier setzt Borchert eine leicht verständliche Farbsymbolik ein.
"Nachts auch. Immerzu. Immer. " Jürgen sah an den krummen Beinen hoch. "Seit Sonnabend schon", flüsterte er. "Aber gehst du denn gar nicht nach Hause? Du musst doch essen. " Jürgen hob einen Stein hoch. Da lagen ein halbes Brot und eine Blechschachtel. "Du rauchst? ", fragte der Mann, "hast du denn eine Pfeife? " Jürgen fasste seinen Stock fest an und sagte zaghaft: "Ich drehe. Pfeife mag ich nicht. " "Schade", der Mann bückte sich zu seinem Korb, "die Kaninchen hättest du ruhig mal ansehen können. Vor allem die Jungen. Vielleicht hättest du dir eines ausgesucht. Aber du kannst hier ja nicht weg. " "Nein", sagte Jürgen traurig, "nein, nein. " Der Mann nahm den Korb hoch und richtete sich auf. "Na ja, wenn du hierbleiben musst - schade. " Und er drehte sich um. "Wenn du mich nicht verrätst", sagte Jürgen da schnell, "es ist wegen den Ratten. " Die krummen Beine kamen einen Schritt zurück: "Wegen den Ratten? " "Ja, die essen doch von Toten. Von Menschen. Da leben sie doch von. " "Wer sagt das? "
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