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Die ersten bekannten "Selfies" entstanden noch vor dem Ersten Weltkrieg. Dix orientierte sich dabei zunächst an der Kunst und den Künstlern der Renaissance – im Alter bezeichnete er sich als "Schüler" von Lucas Cranach, Albrecht Dürer und Matthias Grünewald. Für diese frühe Periode steht das Dix'sche "Selbstbildnis mit Nelke" (1912). Selbstbildnis mit nelke de. Als Vorbild gilt Joos van Cleves "Selbstbildnis mit Nelke" (um 1520). Offensichtlich sah Dix – wie schon Leon Battista Alberti oder Dürer – im Selbstporträt auch eine Möglichkeit, die Erscheinung des Dargestellten über den Tod hinaus weiterleben zu lassen. Im digitalen Zeitalter mutet dieser Gedanke etwas überholt an. Und tatsächlich hat die Porträtmalerei in der heutigen Kunst längst nicht mehr den einstigen Stellenwert. Dennoch bleibt der Kerngedanke richtig, dass – in diesem Fall – der Künstler und sein Werk mit dem Selbstbildnis vor dem finalen Vergessen bewahrt werden. Oder wie es der französische Existenzialist Albert Camus formulierte: "Heute wie gestern will die Kunst dem Tod ein lebendiges Bild unserer Leidenschaften und unseres Elends entreißen".
23 Otto Dix - Maler, Zeichner, Graphiker, Gera, 1949; Abb. 60 Jahre Otto Dix, Gera, 1951; Kat. -Nr. 3 Pommeranz-Liedtke, Otto Dix, 1957; Kat. 52 Fritz Löffler, Otto Dix - Leben und Werk, 1960; S. 99, S. 103 Fritz Löffler, Otto Dix - Leben und Werk, 1989; S. 110, 117; Abb. 179 Otto Dix - Zum 70. Geburtstag, Gera, 1961; S. 25 Abb. ; Kat. 16 Otto Dix - Zum 75. Geburtstag, Gera, 1966; S. 38; Kat. 14 Schmidt, Otto Dix im Selbstbildnis, 1981; S. 144, Farbabb. S. 143 Fritz Löffler, Oeuvre der Gemälde, 1981; S. 54, 57; Kat. 1944/4 Winkler, Otto Dix - Zum 90. Geburtstag, Gera 1981; S. 90 Farbabb. 161 Brigitte Wagner, Zwei Freunde, 1991; S. 41 Farbabb. Dresden-Lese | Otto Dix in Dresden. Kim, Frauenbilder von Otto Dix, 1994; Abb. 143 Strobel, Otto Dix - Eine Malerkarriere, 1996; Abb. 38 Link zu dieser Seite: Datensatz von: Kunstsammlung Gera
Die Sonderausstellung im Musem Haus Dix, genauer: im Salon von Dix-Ehefrau Martha, präsentiert insgesamt neun lithografische Selbstbildnisse. Das früheste Blatt ist von 1922. Es gehört zur veristischen Phase des Künstlers, dessen Motto "Trau Deinen Augen" lautete. Kultur: Selbstporträt als Selbstgespräch | SÜDKURIER. Das Selbstbildnis entstand, als Dix erste Erfolge als Künstler für sich verbuchen konnte, aber auch mit Skandalen vor sich reden machte – ein anderer Wahlspruch von ihm war "Entweder ich werde berühmt oder berüchtigt". Der damals 31-Jährige präsentiert sich hier im Profil, die Betonung liegt auf der markanten Kinnpartie sowie dem übermütig selbstbewussten Blick. Ein gutes Vierteljahrhundert später, 1948, zeigt er sich in Dreiviertelansicht, in dem sich die Spuren des Lebens – innere Emigration, Ausstellungsverbot, Kriegseinsatz und Gefangenschaft – abgezeichnet haben: Das Haar ist schütter, Furchen durchziehen die hohe Stirn sowie die Partie zwischen Nase und Mundwinkel. "Der Mensch ist nicht immer derselbe", wird der Künstler in der Ausstellung zitiert.