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Und dann eine Woche Sause, mit viel Wodka, Gras und vielleicht einem Mädchen, das gerade bei den Freunden rumhängt. Schließlich wird Oleg wieder von der Polizei eingefangen und ins Martinistift gebracht. Schreien und Toben bei der Einlieferung, stundenlanger Einschluss im Zimmer, wochenlanger Einschluss auf der Gruppe. Bis Oleg die Spielregeln der Gruppe scheinbar wieder mitspielt und brav zum Schulunterricht geht oder behauptet, jetzt "endgültig" eingesehen zu haben, dass er sein Verhalten ändern muss. Immer das gleiche Spiel. Arbeit mit pädagogischem Risiko. Seit einem Jahr. Oleg ist die härteste Nuss, die die Erzieher im Martinistift jemals zu knacken hatten. "So einen wie Oleg hatten wir noch nie. Man kommt überhaupt nicht an ihn ran", stöhnt Erzieher Martin Hagedorn, der seit 24 Jahren im Martinistift arbeitet und immer noch an seine Arbeit glaubt. Obwohl er schätzt, dass die Erfolgsquote bei den Jugendlichen lediglich zwischen zehn und dreißig Prozent liegt. Die Bemühungen der Erzieher, den Jugendlichen einen festen Rahmen zu geben und noch einmal eine Perspektive zu eröffnen, nachdem sie schon so oft in ihrem Leben gescheitert sind, sind im Heimalltag spürbar.
Wir wollen den Alltag in einer geschlossenen Unterbringung porträtieren, jener letzten Chance, die der Staat Jugendlichen bietet. Falls sie hier scheitern, müssen sie den Gang ins Jugendgefängnis antreten. Ist diese härteste Form der Heimerziehung heute noch zeitgemäß – erreicht man die Jugendlichen mit diesem Angebot? Gruppe 1: Jeder der zehn Jungs hat schon eine lange kriminelle Karriere hinter sich. Diebstahl, Raub, Mopeds klauen, Autos aufbrechen. Körperverletzung, Messerstechereien – das sind die klassischen Delikte, von denen die 12- bis 17-Jährigen schon eine ganze Menge angehäuft haben. Geschlossene Heimunterbringung - Wickepedia. Die Hälfte von ihnen wurde vom Jugendrichter vor die Wahl gestellt, entweder in die geschlossene Unterbringung oder in den Knast zu gehen, die andere Hälfte lebt sowieso in "normalen" Heimen. Die Schlüssel zur Außentür haben nur die Erzieher. Die Fenster sind aus Panzerglas, die Türen aus Stahl. Wer neu in die Gruppe kommt, hat erst mal zwei Wochen Ausgangssperre. Nach dieser Zeit darf er mal den Müll runterbringen oder das Mittagessen in der Küche auf dem Stiftsgelände in Begleitung eines Erziehers holen gehen.
↑ Plätze in geschlossener Unterbringung ↑ Schwerpunkt Haasenburg. die tageszeitung, abgerufen am 28. Juli 2013. ↑ Freiheitsentziehende Jugendhilfe-Maßnahmen überprüfen. Pressemitteilung von Berlin-Brandenburg, 8. Juli 2013. ↑ Kriminologe Pfeiffer gegen geschlossene Unterbringung. In: Hamburger Abendblatt, 12. Juli 2013. ↑ Aktionsbündnis gegen geschlossene Unterbringung ↑ Wegsperren ist keine Lösung. In: die tageszeitung, 25. April 2013 (online) ↑ Pädagoge über Haasenburg: "Es wird härter durchgegriffen". In: die tageszeitung, 8. Drehtüreffekt beim Homeschooling. November 2013. Karte mit allen verlinkten Seiten: OSM | WikiMap
Im Angebot des LEB für die GUF heißt es hierzu: "Auf die zu betreuenden Jugendlichen soll so pädagogisch eingewirkt werden, dass sie bereit sind, sich aktiv an der Umsetzung der Ziele im Hilfeplan und der vereinbarten Leistungen im Sinne von Kooperation und Partizipation zu beteiligen". Landesbetrieb für Erziehung und Berufbildung, Angebot Geschlossene Unterbringung Feuerbergstraße, vorläufige Leistungsbeschreibung für ein Angebot mit stationärer Unterbringung; Stand: November 2002; S. 5. Das Jugendheim Mühlkopf geht in seinem pädagogischen Konzept davon aus, dass Jugendliche, die "in die pädagogisch-therapeutischen Intensivgruppen mit individueller Teilgeschlossenheit eingewiesen werden, ihre früheren Verhaltensmuster zunächst unterbrechen und damit Raum gegeben wird für das Erlernen neuer Verhaltsstile". Die Geschlossene Unterbringung Feuerbergstraße sieht eine besondere Relevanz darin, den Jugendlichen einen Rahmen zu bieten, in dem sie Zuwendung und Kontinuität erfahren. Dazu sei ein strukturierter Tagesablauf für die Kinder und Jugendlichen von besonderer Bedeutung.
Die drei Einrichtungen wurden ausgewählt, weil sie unter anderem in der Anzahl von Plätzen für Kinder und Jugendliche in Geschlossenen Unterbringungen mit der zu Beginn angestrebten Anzahl an Betreuungsplätzen (zehn Plätze für Kinder, 25 Plätze für Jugendliche) der GUF ähneln. Die Rummelsberger Kinder- und Jugendhilfe hält 19 geschlossene Plätze vor, das Martinistift in Nottuln hat neun geschlossene Plätze. Das Jugendheim Mühlkopf hält 16 geschlossene Plätze bereit und ist eine der am längsten existierenden Einrichtungen mit Erfahrung in der Geschlossenen Unterbringung in der Bundesrepublik Deutschland. Sie existiert seit 1982. Der PädagogischTherapeutische Intensivbereich der Rummelsberger Kinder- und Jugendhilfe existiert seit 1977. Die GUF genießt, was die Struktur angeht, einen Sonderstatus. Sie ist die einzige Einrichtung, die sich von ihrer Lage her mitten in der Stadt befindet. Da es sich bei den drei anderen Einrichtungen um Einrichtungen in Flächenländern handelt, die nicht an Ballungszentren grenzen, muss dies mit berücksichtigt werden.
Max* macht auf dicke Hose. Er fläzt sich auf den Stuhl vor dem Familienrichter im Amtsgericht Coesfeld, antwortet patzig, zuweilen rotzfrech. Maulig gibt der Zwölfjährige Auskunft darüber, wo er aufgewachsen ist und zurzeit wohnt. Es ist kein schönes Leben, das er beschreibt. Max' Mutter kellnert in der Münchner Szene, um sich und den Jungen versorgen zu können, der Vater ist abgetaucht. Sie ist mit der Erziehung überfordert, betäubt sich mit Kokain, landet im Gefängnis. Max kommt ins Heim. Er hat Probleme in der Schule, findet nicht so recht seinen Platz im Leben und bleibt ein Sorgenkind. Vier Jahre lang lebt er im Kinderhaus Kerb bei Rosenheim, einer Einrichtung für Kinder, die besondere Zuwendung benötigen, denen kein großes Heim zugemutet werden soll. Max' Großmutter zieht vom Bodensee nach München, um dem Enkel nahe zu sein. Jedes Wochenende verbringen sie gemeinsam. Sie ist seine Familie. Bis Max beginnt, sich sexuell auffällig zu verhalten. Er betatscht andere Kinder und Erzieherinnen.