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Kaufdorf ist eine kleine Gemeinde bei Belp im bernischen Gürbetal. Eigentlich ein ganz normales Dorf, aus automobilistischer Sicht aber einmalig in der Schweiz. In Kaufdorf existiert seit Jahrzehnten eine Autoverwertung, betrieben von der Familie Messerli. Das Besondere an dieser Autoverwertung ist ein Gelände, auf dem hunderte von Fahrzeugen lagern, die teilweise seit den Dreissigerjahren dort stehen. Viele unter freiem Himmel und mittlerweile von einer üppigen Vegetation umschlungen und durchwachsen. Letztmals wurden auf dem Gelände im Jahr 1975 Fahrzeuge abgestellt. Bühne frei für die Schrott-Auktion | Berner Zeitung. Abbrüche wie diese existierten früher viele und es war durchaus üblich, die nicht mehr benötigten Autos einfach auf einer Wiese zu lagern, bis sich ev. ein Käufer für den Wagen oder Teile davon fand. War dies nicht der Fall, blieb das Auto halt stehen – oftmals jahrelang. Als dann unsere Grünen Freunde zu Beginn der Siebzigerjahre fanden dass diese Zustände unverantwortlich seien, mussten die Autoverwerter zunehmend strengere Vorschriften erfüllen, so durften die Schrottautos nur auf festen Beton- oder Asphaltböden abgestellt werden.
Wie Gesichter schauen die Schnauzen der alten Autos aus dem Wald heraus. Walter Messerli wollte offenbar dieses Bild vom Beginn der Schweizer Motorisierung festgehalten wissen. Schon 1933 begann er, Autos auszuschlachten. Was übrig blieb, landete auf dem Gelände. Sohn Franz wollte, nachdem er 1975 das Geschäft übernommen hatte, aus dem Autopark ein Freilichtmuseum machen. Doch der Alltag als Autoverwerter verdrängte das Projekt. so liegen die Wracks noch heute da. Der Ersatzteilverkauf war eine gute Einnahmequelle. Doch nicht alles, was brauchbar war, wurde gleich ausgebaut. So ragen denn aus Wagenreihen noch chromglänzende Außenspiegel hervor, es sind sogar noch intakte Scheiben und Scheinwerfer zu finden. Franz Messerli spaziert weiter wie durch sein Wohnzimmer. Schrotthändler Messerli bei Aeschbi | Berner Zeitung. Bei einem roten Honda 600 kommt ein Bekannter hinzu. "Das war meiner", sagt Beat Burri wehmütig. "Ich hatte eine Werkstatt, in der der Honda immer stand. Ab und zu bin ich damit herumgefahren, und als ich das Geschäft aufgeben musste, brachte ich den Wagen hierher. "
Noch vor wenigen Monaten wollten die Behörden den Autofriedhof zwangsräumen. Sie liessen sich schliesslich umstimmen und gaben die Erlaubnis für eine Versteigerung. Bis Ende November 2009 hat Messerli noch Zeit, das Gelände zu räumen. So will es ein Gerichtsbeschluss, der das Ende eines mehr als 10 Jahre dauernden Rechtsstreits markiert. Die auf dem unbefestigten Gelände gelagerten Oldtimer verseuchten den Boden, argumentieren die Behörden und berufen sich auf das Umweltschutzgesetz. Autoliebhaber, Technikhistoriker und Kunstfreunde wollten den über Jahrzehnte entstandenen Schrottplatz, auf dem sich Pflanzen und Fauna ihren Lebensraum längst zurück erobert haben, als Freiluftmuseum erhalten. Verliebt in einen rostigen BMW "Wenn sie wirklich ein Museum hätten machen wollen, dann hätten sie auch Pläne auflegen müssen", sagt Silvia Messerli, Eisenplastikerin und Nachbarin des Autofriedhofes. Messerli schrottplatz schweiz aus. "Ein Museum braucht einen Eingang, gesicherte Wege und Toiletten. Pläne hat der Franz aber nie aufgelegt.
Mitte April flattert Messerli eine "Ersatzvornahme" ins Haus Das brachte das Fass endgültig zum Überlaufen: Mitte April flattert Messerli eine "Ersatzvornahme" ins Haus - die fristlose Räumungsklage. Bis zum 2. Juni hat er noch Zeit, dann wird der verwunschene Garten auf Kosten des Besitzers ausgemistet. Die Fangemeinde heult kollektiv auf. Um aus seinem von der Schrottpresse bedrohten Altmetall doch noch Profit zu schlagen, stellte er die komplette Sammlung kürzlich bei ins Internet - für 1, 1 Millionen Franken. Messerli schrottplatz schweizer. Ein Bieter blieb bisher aus, und deshalb stehen die Autoreste jetzt auch paketweise zur Disposition. Mit knapp 25 000 Besuchen und vielen Kommentaren hat sich Auktions-Nummer 568948238 zu einem eigenen Blog entwickelt. Weil das Angebot aber fälschlicherweise immer wieder mal für beendet erklärt wurde und viele potentielle Käufer um den Räumungstermin wussten, erfolgte bis zur "Schließung des Angebots" am 23. Mai kein Zuschlag. Messerlis letzter Hoffnungsschimmer kommt nun aus dem Nachbarort Toffen.