Kleine Sektflaschen Hochzeit
Die Käfige seien zu klein, die Tiere würden sich selbst verstümmeln. Der Tod sei qualvoll, die Tiere würden vergast oder mit Elektroschocks traktiert, so lange, bis sie einen Herzinfarkt erleiden. Für Schmidt ist deshalb klar: Pelz ist ein Luxusprodukt, auf das die Menschen verzichten sollten. Peter Neugebauer sieht das anders. "Pelz ist das älteste Kleidungsstück der Menschheit. München | Kürschnerinnung. Und noch dazu eines der ökologischsten", sagt er und zieht sein Smartphone aus der Tasche, wischt durch seine Bildergalerie: große, dunkle Decken, zusammengenäht aus braunen und schwarzen Teilen. "Das war mal ein Bisammantel", sagt er. "Solche teuren Werte muss man nicht wegschmeißen. " Man könne Pelzmäntel umarbeiten, der Mode anpassen, Decken und Kissen darausherstellen. Das macht Neugebauer alles in seinem Geschäft. Er ist nicht nur Verkäufer, sondern auch Handwerker, Designer. Die Kürschnerin muss wieder mal umziehen "Man muss immer mit der Mode gehen", sagt er und zieht einen olivfarbenen Parka hervor - mit pinkfarbenem Futter, aus Pelz versteht sich.
Neugebauer fährt jedes Jahr nach Mailand auf die großen Modenschauen, sucht sich die Trends des Jahres heraus. Und dann legt er los, in seiner Werkstatt, im hinteren Teil des Ladens. An einer Werkbank steht Helga Winzinger, Kürschnerin. Vor ihr liegt ein Stück Pelz. Mit einem speziellen Messer schneidet sie entlang einer Linie, die sie vorher aufgezeichnet hat - ganz vorsichtig. Mit 16 machte Winzinger ihre Lehre als Kürschnerin. Inzwischen sind ihre Haare grau. Doch sich irgendwo dauerhaft niederlassen - für sie geht das nicht. Seit einigen Jahren muss sie ihrem Beruf hinterherziehen. Von Stadt zu Stadt, dorthin, wo es überhaupt noch Pelzgeschäfte gibt. Sie ist dazu bereit, weil das Kürschnerhandwerk ihre Passion ist. LEDER MAIER - Über uns. Irgendwelche Plastikjacken, sagt sie, schmeißt man nach einem Jahr weg. "Ein Pelz wird von Generation zu Generation weitervererbt. " Mit dieser Meinung steht Helga Winzinger jedoch inzwischen offenbar ziemlich alleine da. Und deshalb wird sie im nächsten Jahr wohl wieder umziehen müssen.
tz München Stadt Erstellt: 15. 01. 2010 Aktualisiert: 15. 2010, 19:04 Uhr Kommentare Teilen Dr. Bernhard Rieger, Sohn des Unternehmensgründers Hertz Rieger, im Februar 2007 © Kurzendörfer München - Ausgerechnet in diesen eisigen Wintertagen geht es dem Pelzverkäufer Bernhard Rieger an den Kragen. Der Sohn des fast legendären Unternehmensgründers Hertz Rieger und Geschäftsführer der GmbH, hat Insolvenz angemeldet Er macht die Wirtschaftskrise für die Umsatzeinbrüche der letzten Zeit und die drohende Zahlungsunfähigkeit verantwortlich. Der vorläufige Insolvenzverwalter Rolf G. Pohlmann preist "den bekannten und traditionsreichen Namen" bereits bei potenziellen Investoren in München, aber auch bundesweit sowie in Österreich und der Schweiz an. 50 Exposés hat er schon verschickt. "Die Sanierungsaussichten sind positiv", schätzt Pohlmann die Lage ein. Er kann sich als Käufer ein Sporthaus wie Scheck oder Schuster vorstellen, oder Geschäfte im Luxussegment – Uhren, Lederwaren, Schuhen etc. In der Kundenkartei von Rieger stehen 18 000 Namen.
Auf der Rieger-Internetseite werden auch Schlüsselanhänger (29 Euro) oder Handytaschen (119 Euro), beides aus gefärbtem Nerz, angeboten. Pohlmann: "Jeder Einkauf ist ein wichtiger und bedeutender Mosaikstein bei den Sanierungsbemühungen. " Er hat erreicht, dass Verkaufserlöse nicht sofort an die Bank gehen, sondern "vorläufige Insolvenzmasse" zur Sanierung verwendet werden kann. Bis Ende der kalten Jahreszeit will Pohlmann einen Interessenten gefunden haben. Sonst könnten Bernhard Rieger alle Felle davonschwimmen. Die Wirtschaftskrise in 17 Bildern Leben in Prunk und Luxus Hertz Rieger fing ganz klein an und hörte ganz groß auf. Zu groß. Der Sohn eines Kürschners (Jahrgang 1918) kam 1948 von Lemberg/Galizien nach München. Das Startkapital für seinen Laden waren zwei Bund Persianerfelle, aus denen er eigenhändig Mäntel nähte. Sein Pelz-, Leder- und Textilienhandel florierte auf Anhieb, Rieger-Pelze am Isartor stieg zu einem der größten europäischen Pelzgeschäfte auf. Mit der Rieger-City an der Stelle des alten Stammhauses unter Investor Philipp Holzmann (125 Millionen Euro) ging für Rieger Anfang der 1990er-Jahre ein Traum in Erfüllung.