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Startseite Bayern Augsburg & Schwaben Kreisbote Kempten Erstellt: 13. 08. 2021 Aktualisiert: 13. 2021, 19:13 Uhr Kommentare Teilen Elisabeth Bader mit ihrem Werk "ohne Titel (Schweigen)". © Foto Sienz Kempten – Die Künstlerin Elisabeth Bader wird dieses Jahr für ihre beiden Werke "ohne Titel (Schweigen)", (ca. 12. 000 Briefkuverts, Rollwagen) und "aufmüpfig" (Grafit, Ölpastell, Papier) mit dem Kunstpreis der Stadt Kempten ausgezeichnet, der mit 5. 000 Euro dotiert ist. Elisabeth Bader – Berufsverband Bildender Künstler Allgäu/Schwaben-Süd e.V.. Zwei sehr gegensätzliche Arbeiten, die für Vergänglichkeit und Verletzlichkeit stehen. Das Kunstwerk "ohne Titel (Schweigen)" sei eine Arbeit, die über Jahre hinweg entstanden ist, erklärte die in Kempten geborene Künstlerin. Etwa 12. 000 alte, gebrauchte Briefkuverts wurden miteinander verklebt und in 18 quadratischen Blöcken auf einem schweren Rollwagen angeordnet. Aufgerissene, leere Kuverts über deren Inhalt, wie beispielsweise Rechnungen, Steuererklärungen, Liebesbriefe oder Glückwünsche nur gemutmaßt werden kann. Ein Werk, das die immer mehr verschwindende Kultur des Briefeschreibens versinnbildlicht.
Der Kunstpreis der Stadt Kempten (Allgäu) wird Elisabeth Bader (*1978) aus Kempten für ihre beiden Werke ohne Titel (Schweigen) (ca. 12. 000 Briefkuverts, Rollwagen) sowie "aufmüpfig" (Grafit, Ölpastell, Papier) einstimmig zuerkannt. Begründung der Jury Elisabeth Bader arbeitet in dem Werk ohne Titel (Schweigen) mit dem für sie bekannten Medium Papier. Es ist zwar organisch, aber auch überraschend umgesetzt, weil die Arbeit mit dem gefundenen Postwagen zugleich objekthaft wird. Die Briefe wurden aufgerissen und die verletzten Ränder wirken filigran. Die Künstlerin fängt in ihrer Arbeit etwas von der heutigen Kultur ein, etwas das uns vielleicht auch wieder verlässt, weil die Kulturtechnik des Briefeschreibens dem Untergang geweiht ist und durch Emails ersetzt wird. Eine Epoche, in der man noch Briefe schrieb, wird ins Archiv geschoben, sie wird beerdigt und gleichzeitig musealisiert. Der Wagen ist kompakt, massiv und sehr voll, aber gleichzeitig leer, durch die leeren Umschläge. Der Inhalt ist weg, was bleibt ist ein Sender und ein Empfänger, eine Hülle.
Die Materialien beziehen ihre Ästhetik aus den Gegensätzen von Körperhaftigkeit und Leere, Ordnung und Chaos, organischer Einzelform und geometrischer Struktur. Eindrücke von menschlicher Organik, maschinen-hafte Lebendigkeit und im Œuvre stets präsente Strukturen von Bäumen, Felsen und Landschaft verdeutlichen im komplexen Gesamtwerk, wie sehr der Mensch auf seinen Platz in diesem sensiblen Gefüge angewiesen ist. Die Natur kommt auch ohne uns Menschen zurecht. Da "Natur" elementarer Bestandteil im Kontext einer Künstlerin ist, ist diese künstlerische Aussage eng mit dem Wesen der Künstlerin selbst verbunden. Ihre Persönlichkeit und Geschichte werden damit wichtig für das Verständnis der Werke und somit selbst unverzichtbarer Teil der Intention. Text: Jürgen Meyer und Christian Hof Foto: Marion dos Santos