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So strahlte der Karlsruher Parteitag im November 2005, auf dem Platzeck mit hervorragenden 99, 4 Prozent gewählt wurde, viel Aufbruchstimmung aus. Der "neue Geist des gemeinsamen Anpackens", den er in seiner Rede propagierte, gab den Delegierten das Gefühl, dass der SPD mit diesem Vorsitzenden gute Zeiten bevorstünden. "Die Menschen sind zu gewinnen. Sie sind dann zu gewinnen, wenn sie spüren, dass man es ernst mit ihnen meint", hatte Platzeck ihnen mit auf den Weg gegeben. Doch die Hoffnung währte nicht lange. Nach nur 5 Monaten legte Platzeck nach zwei Hörstürzen und einem Zusammenbruch den Parteivorsitz nieder. "Ganz oder gar nicht" war seine preußische Devise. Rot-Grün mit konservativen Zügen In seiner Abschiedsrede sagte er: "Diese Entscheidung ist mir schwerer gefallen, als jede andere Entscheidung in meinem bisherigen Leben". Matthias Platzeck: Die Kunst des Loslassens. In der Folge widmete er sich als Ministerpräsident wieder ganz den Belangen Brandenburgs. Er hatte dieses Amt 2002 von Manfred Stolpe übernommen, der ihm bescheinigte, Brandenburg zu einem "vollwertigen Land" in Deutschland gemacht zu haben.
Matthias Platzeck wird jetzt "Mühlberger" Eine so emotionale Feier hatte Mühlberg wohl selten erlebt: Am 21. August, einen Tag nachdem alle Mühlberger nach dem Hochwasser wieder in ihre Häuser zurück gekehrt waren, trafen sie sich vor dem Rathaus. Praktisch über Nacht hatte die RUNDSCHAU diese kleine Willkommensfeier organisiert. Die Stimmung erreichte ihren Höhepunkt, als Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck erschien. Und so soll es auch morgen wieder werden. Nachdem dem Ministerpräsidenten in der Festsitzung der Stadtverordneten die Ehrenbürgerschaft verliehen wurde, wird er auch ein bisschen für "seine" Mühlberger da sein. Vor dem Rathaus können auch Sie mit Matthias Platzeck seine Ehrenbürgerschaft feiern. Gegen 11 Uhr wird die Festsitzung beendet sein, und dann bleibt ein bisschen Zeit bis zur Enthüllung des Hochwasser-Denkmals am Hafen. RUNDSCHAU-Lokalchef Frank Claus wird das Gespräch mit dem Ministerpräsidenten moderieren, in das sich auch Mühlberger einbringen können und sollen.
Matthias PLatzeck zieht sich endgültig aus der Politik zurück - seine Gesundheit verlangt das. Landtagswahlkampf 2004 in Eberswalde. Die SPD liegt im Wahlkampf abgeschlagen hinter PDS (heute Linkspartei) und CDU. Die Leute sind sauer. Sie haben der SPD die Hartz-IV-Reformen nicht verziehen. Auf dem Marktplatz warten schon rund 1000 Menschen auf den brandenburgischen Ministerpräsidenten. Wenige Anhänger, aber viele Gegner von Hartz-IV, viele PDS-Anhänger und auch einige Neonazis. Matthias Platzeck steht zu Schröders Reformpolitik. Er redet, kämpft, verteidigt seine Position. Er wird ausgebuht, lautstark beschimpft. Eier fliegen. Am Ende seiner Rede aber rauscht Platzeck in seiner Limousine nicht einfach davon. Er marschiert – zum Schrecken seiner Leibwächter – in die wütende Menge und diskutiert weiter. Platzeck zeigt Haltung – und gewinnt die Wahl für die SPD. Die nächste Landtagswahl in Brandenburg muss ein anderer für die SPD holen. Denn Matthias Platzeck legt nach einem leichten Schlaganfall im Frühsommer Ende August alle politischen Ämter nieder.