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Kinder sind stärker, so stark wie Gedichte. Borchers hat viele ganz kurze, ganz knappe Gedichte geschrieben. Sie meiden die große Geste, aber im Lapidaren setzen sie auf jedes einzelne Wort. Und natürlich reimt Borchers auch oft und gern, voller Lust an den Worten. "Schreiben wollt ich einen Brief. Der Februar (1955) - Deutsche Lyrik. / Da fiel die Tinte um. / Jetzt fährt ein weißes Schiff / auf dem blauen See herum. " Man kann in diesem wunderschönen Buch kreuz und quer lesen, man kann voller Freude die Seiten mit den so leicht und flink daherkommenden Illustrationen vor- und zurückblättern und immer wieder neue Entdeckungen machen. Was Hildegard Müller mit ihren Bildern gelungen ist: Die Angst vor Gedichten verliert sich in der Lust, mit der sie zwischen die Texte gezeichnet hat, ohne die Bilder Borchers' zu überdecken. Es ist rundherum ein gelungenes Buch, dem man viele gute und neugierige Leser wünscht – Kinder genauso wie Erwachsene. Uwe-Michael Gutzschhahn Buchcover-Abbildung (dtv) Elisabeth Borchers Oben schwimmt die Sonne davon.
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Ausgabe 11/2020 Panoramaseite Zurück zur vorigeren Seite Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe Vorheriger Artikel: Stadtordnungsdienst Es kommt eine Zeit, da lassen die Bäume ihre Blätter fallen. Die Häuser rücken enger zusammen. Aus dem Schornstein kommt Rauch. Es kommt eine Zeit, da werden die Tage klein und die Nächte groß, und jeder Abend hat einen schönen Namen. Einer heißt Hänsel und Gretel. Einer heißt Schneewittchen. Einer heißt Rumpelstilzchen. Einer heißt Katherlieschen. Gedicht november es kommt eine zeit in english. Einer heißt Hans im Glück. Einer heißt Sterntaler. Auf der Fensterbank im Dunkeln, dass ihn keiner sieht, sitzt ein kleiner Stern und hört zu.
Aufnahme 2012 Nordwind bläst. Und Südwind weht. Und es schneit. Und taut. Und schneit. Und indes die Zeit vergeht bleibt ja doch nur eins: die Zeit. Pünktlich holt sie aus der Truhe falschen Bart und goldnen Kram. Pünktlich sperrt sie in die Truhe Sorgenkleid und falsche Scham. In Brokat und seidnen Resten, eine Maske vorm Gesicht, kommt sie dann zu unsren Festen. Wir erkennen sie nur nicht. Bei Trompeten und Gitarren drehn wir uns im Labyrinth und sind aufgeputzte Narren um zu scheinen, was wir sind. Gedicht november es kommt eine zeit die. Unsre Orden sind Attrappe. Bunter Schnee ist aus Papier. Unsre Nasen sind aus Pappe. Und aus welchem Stoff sind wir? Bleich, als sähe er Gespenster, mustert uns Prinz Karneval. Aschermittwoch starrt durchs Fenster. Und die Zeit verläßt den Saal. Pünktlich legt sie in die Truhe das Vorüber und Vorbei. Pünktlich holt sie aus der Truhe Sorgenkleid und Einerlei. Nordwind bläst. Und indes die Zeit vergeht, bleibt uns doch nur eins: die Zeit.