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Es muss ein wehmütiger Abend gewesen sein in Trenchtown, dem Viertel der jamaikanischen Hauptstadt Kingston, das als die Geburtsstätte des Reggae gilt - und das viele Touristen bis heute eher meiden, weil es im Ruf steht, dass dort zwielichtige Gestalten verkehren. Damals, irgendwann Ende der 60er Jahre, saßen der junge Bob Marley und sein Freund Vincent Ford in Trenchtown irgendwo in einem Hof vor einer Suppenküche, in der es kostenloses Essen für hungrige Jugendliche gab. Eigentlich wollten die beiden nur chillen. Aber das, was sie dort dann zu hören bekamen, sollte später zu einem Welthit und einem der bekanntesten Songs des Reggae-Genres überhaupt werden. In einem Haus in der Nähe hatte nämlich ein Paar einen über die Maßen heftigen und lautstarken Streit - der in herzzerreißendem Weinen der Frau endete. Und das wiederum war bis in den Hof hinein zu hören. So zumindest geht die Legende. Und so war es wohl auch wirklich. Wie auch immer: Marley und Vincent waren davon so bewegt, dass sie noch in derselben Nacht in der Suppenküche - wo Bob Marley angeblich auch das Gitarrespiel gelernt haben soll - für die bemitleidenswerte Frau ein Lied komponierten: "No Woman, No Cry".
© Edeka Anlehnung an Bob Marleys Welthit"No Woman No Cry": das neue vegane Eis bei Edeka. Edeka verkauft veganes Eis mit dem Label "No dairy No cry". Nicht nur die falsche Übersetzung des beliebten Bob Marley-Songs reizt die Landwirte bei Facebook zu (Wut)tränen. Der Lebensmittel händler Edeka wirbt mit einem umgedichteten Song um vegan e Kunden: No Dairy no Cry. Keine Milchprodukte, kein Schmerz. Der Werbeslogan basiert nicht nur auf einer falschen Übersetzung. Er bringt auch tausende Tierhalter gegen den Lebensmittelhändler auf. Das hatte sich die Werbeabteilung von Edeka wohl anders vorgestellt. Wer weint hier? Der jamaikanische Musiker Bob Marley schrieb mehrfach Musik-Geschichte. "No Woman, No Cry" gehört zu seinen bekanntesten Songs. Er hat aber eine andere Bedeutung, als viele denken, erklärt die Webseite. Nach klassischem Schul-Englisch heißt "No Woman, No Cry" übersetzt: "Keine Frau, kein Geheul". Der bekannte Song wurde aber in der auf Jamaika gesprochenen Kreolsprache "Jamaican Patois" geschrieben.
Das sollte witzig sein - war es aber nicht wirklich. So wurde Bob Marleys Trost-Song für die arme Jamaikanerin zu einer Art Macho-Hymne, womit dem Musiker wahrlich unrecht getan wurde. Denn "No Woman, No Cry" ist genau das Gegenteil: Der Titel entstammt dem Kreolischen und bedeutet nicht mehr und nicht weniger als "Nein, Frau, weine nicht". Zu spätem Ruhm kam Bob Marley mit "No Woman, No Cry" übrigens 2004 und damit 23 Jahre nach seinem Tod. Da wurde das Lied vom Magazin "Rolling Stone" auf Platz 37 der 500 besten Songs aller Zeiten gesetzt.
): Pop-Splits. Volume 1 und 2: Die besten Songs aller Zeiten und ihre Geschichte. Aufbau Verlag, Berlin 2011, Seite 178, ISBN 978-3-7466-7083-6 ↑ Rolling Stone: No Woman, No Cry ( Memento vom 19. Juni 2008 im Internet Archive) (abgerufen am 27. Oktober 2010) ↑ The RS 500 Greatest Songs of All Time: Rolling Stone ( Memento vom 22. Oktober 2010) ↑ Fugees: No Woman, No Cry in den Official UK Charts (englisch) ↑ "Dance With The Saragossa Band" von Saragossa Band auf ↑ "Everything's Gonna Be Alright" von Naughty by Nature auf ↑ No Woman, No Drive. Abgerufen am 16. April 2022 (deutsch).