Kleine Sektflaschen Hochzeit
Sah nicht schön aus, vertrieb aber die Zeit. So kann man es bei "Lars – Der Agenturdepp" auch sehen. Nur, dass man nicht selber zum Stift greifen muss. Lars der agenturdepp die. Dabei schafft Andre Lux aber tatsächlich das Kunststück, dass man den Figuren, die wirklich nur aus einem Kreis und ein paar Strichen bestehen, ihre Emotionen ansieht. Kleine Details wie Brille, Bart oder abstehende Haare sorgen für die (unbedingt) nötige Abwechslung. Den Rest erledigen die Dialoge. Immer wieder ertappte ich mich beim Schmunzeln, wie Lux die scheinbar perfekte Möchtegern-Medien-Welt mit schludriger Optik herrlich durch den Kakao zieht. Hier zeigt sich die komplette Palette zwischen Schein und Sein. Wenn zwischen Sushi und laktosefreiem Quark über Usability-Verbesserung, Work-Life-Balance und Deadlines philosophiert wird, schwillt nicht nur Lars der Kamm und man möchte die selbsternannten Dreitagebart-Hipster am liebsten mit einem veganen Soja-Latte-Macchiato ersäufen, bevor man sie mit dem Schädel auf die Tastaturen ihrer MacBooks knallt und eine Trainingsstunde zur neuen Trend-Sportart Waterboarding einläutet!
Auch bei "Lars – Der Agenturdepp" bleibt er seinem etablierten Stil treu. Das KANN auf den ersten Blick abschrecken… SOLLTE es aber nicht, da Lux es hervorragend versteht, Alltagssituationen und den heutigen Zeitgeist krachend und augenzwinkernd aufs Korn zu nehmen. Schon im Alter von 11 Jahren zeichnete Andre Lux die ersten EGON-Cartoons und blieb seinem Stil bis heute treu. Lars - Der Agenturdepp – Andre Lux (2019) – terrashop.de. Das einzige, was sich seit der Schulzeit wohl geändert hat, ist, dass Lux seine Cartoons nicht mehr selber kopieren muss, sondern Lars' Arbeitsalltag in der verhassten Agentur nun als großformatiges Hardcover-Album vorliegt. Eine ungewöhnliche, aber durchaus gelungene und qualitativ hochwertige Veröffentlichung. Borleck, wie soll ich DAS denn bewerten??? Minimalistisch… und vielleicht noch eine kleine Ecke weniger. So könnte man den Zeichenstil von "Lars – Der Agenturdepp" kurz und knapp zusammenfassen. Dabei will ich es aber nicht belassen, denn es steckt schon noch etwas mehr hinter Andre Lux' Strichmännchen-Optik: Dass Lux' erste abgeschlossene Comic-Geschichte keinen Schönheitspreis gewinnen kann sollte klar sein, denn optisch erinnert das, was er da aufs karierte Papier gekritzelt hat an das, was wohl jeder von uns früher aus Langeweile im Schulunterricht schon mal mit Kuli, Filz- oder Bleistift in sein Heft gesaut hat.