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Als Friedrich Schiller "Die Räuber" schrieb, war er 23 Jahre alt. Für Gleichaltrige heute und andere peppte das Kieler Schauspiel nun das dramatische Geschehen mit Rockmusik auf und nennt das Ergebnis "Rockoper". Auf der Bühne passen sich die damals Unangepassten dem Duktus einer aufreißenden Musik an, lassen sich durch den Sound pompöser Schlagzeug- und Gitarrenpassagen läutern. Das wirkt einigermaßen glaubhaft und hatte bereits vor zwei Jahren im Sommertheater unter freiem Himmel Erfolg. Jetzt holte Daniel Karasek, Hausherr im Kieler Theater, die zu Rockern mutierten Outlaws des Sturm und Drangs vom Seefischmarkt ins Schauspielhaus (Premiere: 14. April 2018). Foto: Olaf Struck Schillers Räuberbande verwandelt Karasek in Rocker unserer Tage, eine Spezies, mit der manche Kommune Probleme hat, mit ihrem selbstherrlichen Ehrenkodex und ihrem anmaßenden Gebaren. Der Räuber Hotzenplotz - Theater Lübeck – Großes Haus - So., 17.12.2017 um 11:00 - Lübeck-Termine.de. In Kiel heißen sie "Bandidos" oder "Red Devils". Ihr "Tun" und was sich drum herum rankt, ist dort inzwischen zur "Affäre" gediehen, die Gerichte und den Landtag beschäftigt.
Oliver E. Schönfeld ist stark als dessen emotionaler Bruder Karl, der im inneren Kampf mit sich ist und den Zweifel an seinem Tun empfindet, doch als Räuberhauptmann auftreten muss. Die Amalia spielt Magdalena Neuhaus anrührend, den Vater Mohr Zacharias Preen. Unter den Räubern sticht Rudi Hindenberg hervor als rivalisierender Moritz Spiegelberg. Differenziert gestalten ihren Part auch die beiden weiblichen Bandenmitglieder, Claudia Friebel als Roller und Jennifer Böhm als Kosinsky. Erfreulich, dass Kiel auch für die weiteren Rollen gute Darsteller hat. Mahnwachen, Demos und Aktionen in Lübeck - Solidarität mit der Ukraine. Die gesanglichen Leistungen sind nicht einheitlich. Es ist eine Inszenierung im Schauspielhaus. Eine Bewertung sei deshalb vermieden. Dennoch lohnt es sich, nicht nur hinzuschauen, auch zuzuhören. Fotostrecke Fotos: Olaf Struck
Inzwischen sind mehr als zwei Jahrhunderte vergangen. Wortwörtlich hat man Schillers Parabel wohl nie genommen. aber sich doch von Schillers Sprache berauschen oder mitreißen lassen. Das passiert in der neuen Einstudierung in Lübeck bis zur Pause nur bedingt. In den Schlussmonologen, wo Pathos einziehen darf, ändert es sich, gibt es fesselnde Momente. Andreas Nathusius bringt das Stück mit sechs Frauen auf die Bühne. Dafür musste er Schillers Personal verschlanken, den Text ausdünnen. Vielleicht ist die Idee, das Stück nur weiblich zu besetzen, dem Umstand geschuldet, dass alle Männer in dem Shakespeare-Projekt beschäftigt sind, das vor einigen Tagen in den Kammerspielen Premiere hatte. Von Zeit zu Zeit schwebt in der neuen Einstudierung eine Art weißer Vollmond vom Bühnenhimmel. RÄUBER HOTZENPLOTZ. In Video-Einspielungen erhält das Publikum Einblicke in die Entstehung der Inszenierung. Die Damen diskutieren über ihre Rollen und die Frage, wie man als Frau einen Mann oder gleich mehrere Männerrollen spielt.
Bildunterschrift anzeigen Bildunterschrift anzeigen Corinna Buchholz, Miha Prodepsek, Benjamin Beckmann und Vera Gobetz (v. l. ) singen und spielen im Theaterschiff Lübeck die vier Interpreten einer "ABBA"-Coverband © Quelle: Theaterschiff Lübeck Eine Musik-Komödie interpretiert die Lieder von "ABBA" im Holstenhafen. Das Theaterschiff hofft auch auf ein Comeback der Zuschauer. Friederike Grabitz 07. 05. 2022, 13:55 Uhr Share-Optionen öffnen Share-Optionen schließen Mehr Share-Optionen zeigen Mehr Share-Optionen zeigen Lübeck. "Money Money Money", die fröhlichen Akkorde des Gassenhauers wehten am Sonnabendabend über die Untertrave. Nach einer Frischzellenkur in der Werft feierte das Theaterschiff "Marie" seine zweite Premiere mit dem Stück "ABBA klaro", eine Hommage an "ABBA". Regisseur Axel Weidemann hat entlang der bekanntesten Lieder der schwedischen 70er-Jahre-Popband eine Geschichte entwickelt. Die ist schnell erzählt: Benni braucht Geld, er hat Schulden bei einem Mafioso. Doch das Geld ist weg, nachdem seine vegane Wurstbude abgebrannt ist, mit der er sich eine Existenz aufbauen wollte.
Da hat es noch das Räuber-Credo in den Ohren: "Wir sind eine Idee. Freiheit oder Tod. Und ihr könnt niemals umbringen, was in unserem Innern wohnt. " Das krachende Finale schließlich verstärkt das Ensemble und die Band durch sechs Tomtoms. Damit wird dem Publikum endgültig klar, dass es eine Rockoper gehört hat. Die Töne, die diesen Räubern recht gut anstehen, steuerten Marcus Wiebusch und Reimer Bustorff bei. Wer in Rockmusik bewandert ist, kennt sie als Gründer von "Kettcar", einer Band, die dem Independent Rock zugeordnet wird. Auch die Texte der Songs haben sie geschrieben, durchaus mit eigenem Stil. Sie sind sprachlich und inhaltlich sorgfältig mit Schillers kraftstrotzender Vorlage verbunden, die Daniel Karasek zusammen mit Jens Paulsen, seinem Chefdramaturgen, verschlankte. Immer wieder bricht sich jedoch der emotional stürmende und drängende Gestus Bahn, auch wenn mit Pistolen gedroht und geschossen wird. Moritz Spiegelberg (Rudi Hindenburg), Foto: Olaf Struck Ein paar Vokabeln steuern das Heute an.
"Rockoper" ist ein Titel, der in eine große Schublade passt. 16 Songs werden geboten und ein paar kleine szenische Untermalungen, begleitet von einer Band mit Keyboards, zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug und einem dazwischen eher exotisch anmutenden Cello. Was draußen wirkte, hatte sich nun quasi kammermusikalisch zu bewähren. Und tat es. Nach jedem der 16 Songs wurde applaudiert, wie einst den Gesangsstars im Singspiel, mit dem, wenn man will, die Form historisch zu vergleichen wäre. Die Songs sind dramatisch sinnvoll eingefügt, zudem musikalisch abwechslungsreich, passen sich der Situation und den Charakteren an. Süffig, voll Sentiment, aber musikalisch kurzphrasig klingt Amalie, die allseits Begehrte, mit ihrem "Wenn es wirklich wahr ist". Später mischt sich in ihre getragene "Totenklage" der Klang einer Totenglocke. Amalia (Magdalena Neuhaus), Foto: Olaf Struck Das Cello charakterisiert Karl, wenn er sich dem brutalen Agieren seiner Bande entgegenstellt. Er ist eben anders. Lautstark wird es – und muss es sein – bei dem Treueschwur "Unsere Leben schreien nach Taten" und dem barschen "Tod oder Freiheit", mit dem das Publikum effektvoll in die Pause entlassen wird.
Der Beifall war freundlich. Wie gesagt: Euphorie klingt anders. Die nächsten Aufführungen sind am Sonntag sowie am 22. September, Beginn jeweils 18 Uhr. Alle Rollen sind mit Frauen besetzt. Fotos: Marlène Meyer-Dunker Text-Nummer: 132903 Autor: TD vom 14. 2019 um 09. 18 Uhr