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Archiv Flucht, Emigration und Widerstand verhandelt die Oper "Intolleranza 1960" des italienischen Komponisten Luigi Nono. Am 13. April 1961 wurde sie unter Protest in Venedig uraufgeführt. In Deutschland lange verfemt, wird das Werk nun neu entdeckt. Luigi Nono, (links) Komponistenkollege Karl Amadeus Hartmann und Bruno Maderna, der die Uraufführung von Nonos Oper "Intolleranza 1960" dirigierte hier 1961 in München (imago / Werner Neumeister) Schwebende Chorstimmen eröffnen Luigi Nonos Oper "Intolleranza" mit dem Bekenntnis zum Leben: "Lebendig ist, wer wach bleibt, sich den anderen schenkt, das Bessere hingibt, niemals rechnet / Lebendig ist, wer das Leben liebt/ Lebendig ist / wer das Licht erwartet in den Tagen des schwarzen Sturms. Luigi nono lebendig ist wer wach bleibt. " Nonos Fanal der Zeit Alle Opern besingen die Schönheit und die Liebe, gegen den Hass und den Verrat. Und graben sich ein in die Affären der Politik. Händel, Mozart, Wagner, Verdi – demaskiert werden die Mächtigen, entblößt wird der Liebesverrat. Der Komponist Luigi Nono nannte seine Oper "Intolleranza 1960", eine Szenische Aktion, mit dem Datum der Gegenwart.
In Lauwers' gewaltigem Ensemble sind sie freilich kaum auseinanderzuhalten, bilden die Singenden mit den Tanzenden von Bodhi-Project und SEAD eine heterogene Einheit, ein menschheitliches Kollektiv, immer in Bewegung, zumeist auf der Flucht, Opfer und Täter, Staatsgewalt und stumme Masse. Es ist die Qualität der Musik und der wild-lebendigen szenischen Umsetzung, die den Abend durchwegs davor bewahrt, künstlerisch profanem Polit-Aktivismus oder plump provokanter Schock-Ästhetik anheimzufallen. Mit Nonos Leidenschaft für die engagierte Kunst, seinem herausgebrüllten Bekenntnis für ein Theater, das wirksam sein muss, geht Lauwers bei aller Gewalt und Körperlichkeit behutsam um. Findet eine Bildsprache, die aus echten, empathiefähigen Menschen gemacht ist, und erfüllt damit seine Eigendefinition als "Porträtist". Wach bleiben - Institut für Lebenskunde. Die Dringlichkeit, die Heutigkeit von "Intolleranza" bedarf keines weiteren Fingerzeigs. Flutkatastrophen und Fluchtbewegungen füllen unseren täglichen Diskurs, während der Premiere stehen die Taliban vor der Machtübernahme, geraten Schlauchboote in Seenot, toben Gewitter, die angstvolle Prognosen in sich tragen.