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Das Elternaktiv traf sich ein Mal im Monat, meist bei einer Familie zu Hause. Dadurch konnte der teilnehmende Klassenlehrer einen Einblick in das soziale Umfeld eines Schlers erlangen. Der Klassenlehrer lud mehrmals im Jahr alle Eltern zu Elternversammlungen in die Schule ein. Er besprach mit den Eltern Beschlsse und neue Aufgaben des Elternaktivs und diskutierte ausfhrlich die Probleme der Schler. Traten akute Probleme (drastisches Absinken der schulischen Leistungen oder Schwierigkeiten im Umgang mit Mitschlern) bei einem Schler auf, besuchte der Klassenlehrer die Familie, um in einem intensiven Gesprch Ursachen und Lsungsideen fr die Probleme zu errtern. Die Schler besaen auerdem alle ein sogenanntes Mitteilungsheft, das umgangssprachlich auch als Muttiheft bekannt * ist. Darin hinterlie der Lehrer Bemerkungen zum Verhalten des jeweiligen Schlers. Negative Eintrge mussten von den Eltern gegengezeichnet werden. Insbesondere in den unteren Klassenstufen wurde ein Belohnungssystem angewandt.
Im ebenfalls für alle verpflichtenden Politikunterricht fand die schon im Kindergarten und der Grundschule begonnene Erziehung zu einem sozialistischen Wesen Platz. Im Zuge des Unterrichts wurden stets die Züge des Sozialismus hervorgehoben. Zudem wurden die Schüler derart negativ über den Kapitalismus aufgeklärt, dass man diese Methode der Erziehung auch als "Hasserziehung" bezeichnen kann. Die starke sozialistisch – ideologische Prägung des Unterrichts war auch darin zu erkennen, dass die Kinder stets die Begrüßungsformel "Immer bereit" sprechen mussten. Zu bestimmten Anlässen waren die Schüler außerdem gezwungen, in der Uniform ihrer Jugendorganisation zum Fahnenappell zu erscheinen. Hieran kann man erkennen, wie stark die Benachteiligung derer war, die nicht Mitglied einer solchen Organisation waren. Die Ausgrenzung fand ihren Platz aber auch im Alltag der Schüler. Mit einem sehr detailliert ausgearbeiteten System wurden Schüler gemäß des "Walk of Fame" gelobt, in dem ihre Bilder in den Schulgängen aufgehängt wurden, um anderen vor Augen zu führen, was sie nicht erreicht haben.
In der DDR gab es keinen freien Wohnungsmarkt, auf dem sich Anbieter und Nachfrager hätten treffen können. Aller Wohnraum war staatlich erfasst. Jede Gemeinde verfügte über ein Amt für Wohnungswesen, das allein für die Vergabe von Wohnungen zuständig war. Die Größe der Wohnung war nicht in das Ermessen der Mieter gestellt, auch dafür galten staatliche Vorgaben. Eine vierköpfige Familie hatte Anspruch auf rund 60 Quadratmeter Wohnfläche. Niedrige Mieten als "Zweite Lohntüte" Die positive Kehrseite der niedrigen Mieten kam den Mietern zugute. Im Monatsbudget spielten Miete und Kosten für Grundnahrungsmittel eine Nebenrolle. Die Mietpreise lagen je nach Zustand und Ausstattung einer Wohnung zwischen 0, 40 und 1. 20 Mark der DDR. Unverändert seit 1945 kostete das einfache Brötchen 5 Pfennige und das Pfund Brot 26 Pfennige, staatliche Subventionen machten es möglich. Die Löhne und Gehälter waren wie die Preise staatlich festgeschrieben. Wer sich über zu niedrige Arbeits- oder Renteneinkommen glaubte beschweren zu müssen bekam zur Antwort, er bekomme durch niedrige Mieten und Preise für den Grundbedarf eine zweite Lohntüte ausgehändigt.