Kleine Sektflaschen Hochzeit
Während es in der Evanglischen Kirche schon seit Ende der 1990er Jahre ethisch ausgerichtete Anlagerichtlinien gäbe, wie Heinz-Thomas Striegler erläuterte, merkte Prof. Hengsbach an, dass die katholische Kirche da noch hinterher hinke. Ein ganz praktisches Beispiel, um Rücklagen sozial wirksam zu investieren, stelle Johannes Grün mit dem Fair World Fonds da, der von Brot für Welt mit aufgelegt worden ist. "Seien Sie mit Vorreiter!, warb Johannes Grün, "Die Entwicklung der Erneuerbaren Energien hätte vor Jahren so auch keiner vorhergesagt". So blieb es neben den Beispielen aus der Praxis bei der Aufforderung, dass Kirchen und Gesellschaft schon auf dem Weg sind, dass es aber mit der Agenda 2030 um mehr geht. Nämlich "um ein grundsätzliches Umsteuern", wie Dr. Gütter betonte. « Zurück
"Zeitweise hatten wir 25 Paar Turnschuhe im Schrank", sagt sie, alle um 120 Euro teuer. Auf einer Podiumsdiskussion zum Thema "Fair Laufen" im Mai dieses Jahres hörte sie zum ersten Mal davon, dass von diesem Geld nur 48 Cent als Lohn an die Arbeiterinnen fließen. "Ich wäre durchaus bereit, 52 Cent draufzupacken", fügt sie sarkastisch hinzu. Seither ärgert Brita Warner sich, dass es nirgends einen fairen Sportschuh zu kaufen gibt. Deshalb will sie sich auch an dem Bezugsgruppen-Plan beteiligen. "Wenn ein Missstand angezeigt wird und ich mitbekomme, das Unternehmen kümmert sich, dann finde ich das sympathisch", so Warner – und das beeinflusst die Kaufentscheidung. "Eine kleine Bezugsgruppe würde sich bei uns bestimmt bilden", sagt Verena Johannsen. Die 35-Jährige ist Gründungsmitglied des Hamburger Sportgeschäftes Laufwerk. Zwar weiß Johannsen seit langem von den Bedingungen, unter denen ihre Ware produziert wird. Doch sie glaubte bisher, was sie und ihre Kollegen dagegen tun können, sei "nicht viel".
Kampagnenziel ist es, negative Auswirkungen der Globalisierung aufzuzeigen und hiesige Unternehmen dazu zu bewegen, die Verantwortung für den gesamten Herstellungsprozess ihrer Waren zu übernehmen – auch wenn sie diese von Zulieferfirmen in fernen Ländern fertigen lassen. Während die CC-Campaign die Öffentlichkeit dazu mobilisiert, Firmen mit Protestbriefen zu überhäufen, um so das Unternehmen über den befürchteten Imageschaden zum Eingreifen zu bewegen, ist der Plan Waidelichs obendrein auf Kooperation ausgerichtet: Hier zählt der direkte Draht zwischen den Menschen an den Nähmaschinen in Indonesien, den Sportbegeis-terten in Hamburg und zu den Menschen am Schreibtisch, zum Beispiel in der Puma- oder Adidas-Zentrale in Herzogenaurach. "Hätte ich das alles bloß früher gewusst", sagt Brita Warner. Das Leben der 60-Jährigen ist seit ihrer Jugend am Sport orientiert. Sie ist Vorsitzende im Hamburger Ruderinnenclub, war lange für den Hamburger Sportbund engagiert und hat rund 15 Marathons bewältigt.
FairWorldFonds - wesentliche Unterlagen
Der direkte Kontakt zu den Arbeiterinnen über die Partnerorganisation UCM bringt da gesichertere Informationen. Doch es gab auch Dinge zu sehen, die sich nicht eigens für einen Besucher arrangieren lassen: die Krankenstation beispielsweise oder eine riesige Kantine mit Sitzbänken für die Mittagspause. Das ist keine Selbstverständlichkeit: Vor einer Fabrik, in der für Nike produziert wird, sahen die Hamburger Tausende Arbeiterinnen ihr mitgebrachtes Essen auf dem Sandboden hockend einnehmen. Drei Tage Urlaub im Jahr hätten sie, sagten die Frauen dort. In der für Adidas produzierenden Firma sind es 18. Viele der Verbesserungen, so habe der Firmenchef zugegeben, seien erst vor zwei Jahren eingeführt worden. Künftig wolle man auch die Wohn- situation der Frauen verbessern. Solche Sozialleistungen kosten natürlich Geld. Damit ein Unternehmen für seine Umsicht nicht bestraft wird und der Auftraggeber in Länder wie China oder Vietnam abwandert, müssten für jedes so genannte Drittweltland aufmerksame Verbraucher-Netzwerke und Bezugsgruppen enstehen.
Brot für die Welt (BfdW), das Hilfswerk der evangelischen Kirchen in Deutschland, setzt sich von Beginn an, seit über 50 Jahren, für den Fairen Handel ein. Durch die Arbeit mit den Partnerorganisationen, den Produzent*innen von Bananen, Kakao, Reis und anderen Rohstoffen, durch Bildungsarbeit in Kirchengemeinden und Schulen und durch Lobbyarbeit, etwa für ein Lieferkettengesetz und ethisches Investment sorgt Brot für die Welt dafür, dass das Handelssystem gerechter und fairer wird.