Kleine Sektflaschen Hochzeit
Er musste viele Pausen machen und schlief vor Erschöpfung am Wegrand ein. Da erblickte er weit über sich auf einem unerreichbar hohen Felsen eine kleine Wiese voll roten Mohn. Der Mensch rieb sich die Augen. So rot, so rot erblühte der Mohn! Beim Anblick dieser Blumen wünschte er so sehr, dass er allen Menschen, denen er begegnete und allen Tieren, die um ihn waren, eine solche Blume und so ein klares, inniges Rot als Zeichen der Liebe schenken dürfe. Da bemerkte er neben sich einen Wanderer, genauso müde, genauso gezeichnet von der langen Straße wie er. "Wohin schaust du so voller Sehnsucht und voller Wehmut? " fragte dieser. "Dort auf die Mohnblüten. So müsste die Farbe unserer Liebe sein. " "Weißt du denn nicht, wie schnell diese Art Blumen welken, wie wunderbar sie sind? Als der kleine Engel einen Nachtbesuch machte * Elkes Kindergeschichten. " kam die Frage des Wanderers. Der Mensch, der einst ein Engel gewesen war flüsterte: "Ich weiß um ihre Sterblichkeit. Trotzdem ist kein roteres Rot in der Welt und in meinem Herzen. Diese Blumen sind wie die Liebe, mag das Äußere auch welken, ihr Rot bleibt in der Seele": Da schauten sich die beiden Menschen ins Gesicht und erkannten den letzten Funken Himmelslicht in den Augen des Anderen.
Foto: Henriette Hentrey und Rainer Wagner freuten sich über den starken Besuch beim ersten Termin der Gutenacht-Geschichten. Er galt den Engeln. Foto: -anh-.
Münster-Wolbeck. Einen Streifzug durch die Literatur über Engel boten am Donnerstagabend Henriette Hentrey und Rainer Wagner gut zwei Dutzend Gästen des evangelischen Gemeindezentrums. Es gibt ganz andere Engel als die pausbäckigen kleinen Figuren, so Hentrey. Sie können auch häßlich und klein daherkommen, Wächter des Paradieses oder Torhüter des Himmels sein, Schützende, Warnende oder aber Rache-Engel, Würge-Engel und Engel des Todes. Es gebe einen Boom der Beschäftigung mit Engeln. Eine Engelgeschichte - Gemeinde Glattbach. Sie würden seit einigen Jahren wieder verstärkt beachtet – ob gefürchtet oder belächelt. Die ausgewählten Werke führten in den gut zwei Stunden des Vorlesens mit einigen musikunterlegten Atempausen ganz verschiedene Engel vor Augen. Mit ihnen die kamen im Halbdunkel des fast nur von Kerzen erleuchteten Raums die unterschiedlichsten Anlässe und Situationen zur Sprache, in die Menschen ihre Wünsche und Ängste in Ideen über Engel projizieren. Bei Dürrenmatt steht der Engel gegen die weltfremde Sicht der Welt als reine Verzweiflung, bei Paulo Coelho steht er dem Krieger gegen den Rat des Dämonen bei, der die geistige Oberhand über sein Schwert gewinnen will.