Kleine Sektflaschen Hochzeit
Bild aus "Der Kluge lernt aus allem und von jedem, der Normale aus seinen Erfahrungen und der Dumme weiß alles besser" (Sokrates 470- 399) Gestern genoß ich ein längeres und nicht so ganz einfaches Gespräch. Spaß hat das "Argumenten Duell" mit dem eloquenten Gegenüber gemacht. Und obwohl wir uns nicht einig wurden, fühlte ich mich zufrieden und beschwingt. Und so ist es fast immer. Wandtattoo "Der Kluge lernt aus allem...". Eine Kontroverse mit einem kritischen, aber offenem und geistvollen Gegenüber, endet fast nie in einem Zerwürfnis. Klugheit und Geist lassen gute Gespräche entstehen und weisen in die Zukunft. Ist dies nicht gegeben endet vieles fast immer nur im Streit. Es ist ein wahres Vergnügen, wenn gut durchdachte Argumente, intensiv vorbereitet und damit scharf wie Schwerter, gekreuzt werden. Nur so findet man die besten Lösungen. Nur so werden wir klüger im sachlichen Wettstreit der besten Argumente.
Der Regisseur Jan-Christoph Gockel und der Dramaturg Claus Philipp übersetzen in »Wer immer hofft, stirbt singend« Kluges überquellenden Gedankenfundus in die theatrale Form. Dafür greifen sie auf einen von Kluges bekanntesten Filmen zurück. In »Die Artisten in der Zirkuskuppel: ratlos« von 1968 erzählt Kluge die Geschichte der Artistin Leni Peickert, die einen neuen Reformzirkus gründen möchte, nachdem ihr Vater bei einem Sturz vom Trapez ums Leben kam. Der kluge lernt aus allem und von jedem youtube. Für Kluge ist der Zirkus eine große Metapher, wie es in der Einführung zur Inszenierung heißt: Zirkus stelle für ihn das Überleben auf einem Drahtseil dar. Die Rettung vor der Wahrscheinlichkeit des Absturzes durch ein Urvertrauen auf das eigene Können, das Balancieren, das Tricksen und Täuschen. Und so wird auch die Bühne des Schauspielhauses in drei Akten zu einer großen Zirkusrevue. Die Inszenierung hat dabei so wenig Handlung und ist so assoziativ wie Kluges Film. Die Truppe um Leni Peickert, gespielt von Julia Gräfner, möchte den Zirkus reformieren und aus ihm einen modernen und wissenschaftlichen Zirkus machen.
Nahezu alle bedeutenden philosophischen Schulen der Antike haben sich auf Sokrates berufen. Michel de Montaigne nannte ihn im 16. Jahrhundert den "Meister aller Meister" und noch Karl Jaspers schrieb: "Sokrates vor Augen zu haben, ist eine der unerlässlichen Voraussetzungen unseres Philosophierens. "
…dieser glaubt doch, etwas zu wissen, was er nicht weiß, ich aber, der ich nichts weiß, glaube auch nicht zu wissen. Ich scheine doch wenigstens um ein Kleines weiser zu sein als dieser, weil ich, was ich nicht weiß, auch nicht zu wissen glaube…