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Zum Spielen sind sowieso nur die wenigsten geeignet. Eher dienen sie zum Repräsentieren, so etwa im Schlafzimmer von Rosemarie Strauch. In einem offenen Schrank sitzen sie im Dutzend in Reih' und Glied, vom Bett aus hat die Sammlerin ihre Kostbarkeiten immer im Blick. Strauch war auf unzähligen Flohmärkten unterwegs, schlug zu, wenn sie wieder ein Einzelstück entdeckt hatte, bekam die Kleinkinder-Nachbildungen zu besonderen Anlässen geschenkt. Ein Exemplar ist ein Mädchen in Berchtesgadener Tracht. Jacke häkeln /// Noppenreihen häkeln. Die Kleidung hat Rosemarie Strauch natürlich selbst gestrickt und auf jedes Detail Wert gelegt. Auf einem kleinen Zettel hinter Plastik, der der Puppe um den Hals hängt, steht: "Wurde 1946/1947 Weihnachten vom Bernhofer Opa aus dem Gefangenschaftsurlaub mitgebracht". Die Puppe ist fast so alt wie Rosemarie Strauch. Mädchen in Berchtesgadener Tracht © kp Puppen zu erhalten, kann manchmal ein teures Hobby sein. Manchmal geht etwas zu Bruch, Finger etwa, bei einem Exemplar sind die Kulleraugen in den Schädel gefallen, nachdem ein Enkelkind Hand angelegt hatte.
Jede Puppe ist liebevoll eingekleidet Jede einzelne Puppe ihrer Sammlung hat sie individuell eingekleidet, sie alle tragen einen Fingerabdruck von Rosemarie Strauch. Wenn man die Sammlerin fragt, wie viel Zeit sie in ihr Hobby investiert hat, winkt die 78-Jährige ab. Unzählbar viele Stunden. Als ihre Kinder klein waren, saß sie fast jeden Abend auf der Couch, strickte Pullover für die Kinder oder für die Puppen. Zeit seines Lebens war der Ehemann ihr persönlicher Kritiker, sagt sie. Rosemarie Strauch ist in einfachen Verhältnissen aufgewachsen, "meine Mutter war ein richtiges Bauerndirndl". Eine Puppe zu besitzen, war für sie also etwas Besonderes. Einmal bekam sie eine Puppe mit Porzellankopf, ein kleines Mädchen, die Glieder beweglich, ein schönes Exemplar, um das sie sich kümmerte, damit es nicht kaputt geht. Rosemarie Strauch hat vier Kinder, alles Söhne. Mit Puppen haben sie nie gespielt. Berchtesgaden: Rosemarie Strauch sammelt Puppen aus Leidenschaft | Berchtesgaden. Vielleicht befinden sich die Puppen auch gerade deshalb noch in solch gutem Zustand. Nicht zum Spielen geeignet Denn auch die Enkelkinder durften nur selten mit den Sammelfiguren spielen.
Strauch wirft den ersten Blick immer auf den Nacken. Es gibt Puppen-Exemplare, die so begehrt sind, dass unter Sammlern horrende Preise dafür aufgerufen werden. Aber um Geld geht es Rosemarie ja gar nicht. "Jede Puppe hat ihre eigene Geschichte", sagt sie. Mit jeder der teils lebensecht wirkenden Ausführungen verbindet die Sammlerin ein Stück Leben. Nostalgische Momente kommen in ihr hoch, wenn sie sich an so manches Geschenk ihres Mann erinnert. Oft war dies eine Puppe. Mit dem gelockten Haar gehört das Mädchen ohne Namen zu einer von Rosemarie Strauchs Lieblingspuppen. © kp Rosemarie Strauch hat nie einen Beruf erlernt. Jacke häkeln in einem stück in america. "Ich war Mutter und immer zuhause", sagt sie. Schnell hat sie aber eine Leidenschaft für das Handarbeiten entwickelt, entdeckte ihr Geschick für Schneiderarbeiten. In jungen Jahren begann sie zu stricken, zu häkeln, zu nähen, fand Gefallen an Stoffen und Formen, fand Freude an den Farben. Den Puppen häkelte sie ein paar Söckchen, eine Haube und eine wärmende Jacke. Sie ließ sich inspirieren, ahmte Kleider nach, orientierte sich an historischer Gewandung, stickte Muster in Miniatur-Pullöverchen.