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(Lk 6, 31). Da wird Tätigkeit geboten, darum kann man auch durch Untätigkeit schuldig werden. Martin Luther hat das in einer Predigt über die goldene Regel seinen Hörern eingeschärft. Er sagt: "Kleide den Nackten. Wenn du es gekonnt hast und hast ihn nicht gekleidet, so ist's soviel als hättest du ihn beraubt. Nimm den Fremdling auf. Wenn du es gekonnt hast und hast ihn nicht beherbergt, so ist's soviel als hättest du ihn fortgejagt. Tränke den Durstigen. Was du nicht willst, das man dir tu. Wenn du es gekonnt hast und hast ihn nicht getränkt, so ist's soviel als hättest du ihn durstig gemacht. Tröste den Traurigen. Wenn du es gekonnt hast und hast ihn nicht getröstet, so ist's soviel als hättest du ihn traurig gemacht. Lehre den Irrenden. Wenn du es gekonnt hast und hast ihn nicht belehrt, so ist's soviel, als hättest du ihn irregeführt. Weise den Sünder zurecht. Wenn du es gekonnt hast und hast ihn nicht zurechtgewiesen, so ist's soviel als hättest du ihn zum sündigen verleitet. Entschuldige den Verleumdeten. Wenn du es gekonnt hast und hast ihn nicht entschuldigt, so ist's soviel als hättest du ihn verleumdet.
Wie sich zeigen wird, gibt es jedoch einen guten Grund, warum er bei Christen weitaus weniger beliebt und bekannt ist als ihre Märtyrer und Heiligen. Denn wie kam Hugo Grotius als Anhänger einer göttlichen Moral auf die Menschenrechte? Das ging nur auf eine Weise, nämlich indem er sich nicht auf Gott bezog. Für Grotius genügte ein Studium der menschlichen Natur, um die Menschenrechte zu begründen. Und er ist dabei sehr konsequent gewesen. Der Eintrag über Grotius im philosophischen Lexikon verrät uns folgendes: "Für ihn gelten die natürlichen Rechte für alle rationalen und sozialen Wesen. Es ist unbedeutend, was sie denken oder glauben, wenn sie vernunftbegabt und gesellschaftsfähig sind, dann sind sie durch das Naturrecht gebunden. Geschichte zu was du nicht willst das man dir tu veux. " Also gelten diese Rechte auch für Ungläubige und Hexen, was seinen Zeitgenossen so gar nicht gefallen konnte. Für Grotius bestanden die Menschenrechte aus dem Recht auf Leben, dem Recht auf körperliche Unversehrtheit, dem Recht auf individuelle Selbstbestimmung und dem Recht auf "Ehre", was man heute als "Würde" kennt.
Darum wird hier ein Schwachpunkt der Goldenen Regel sichtbar, dass sie nämlich in die Irre führt, wenn der, der sie anwendet, sich über die eigenen charakterlichen Mängel nicht im Klaren ist. Unsere unmoralischen Wünsche sind kein geeigneter Maßstab für das Gute, das wir anderen tun sollen. Wollen wir Jesu Regel also erfolgreich anwenden, so gehört eine gewisse Selbstprüfung dazu: Wir müssen nicht nur fragen, was wir uns selbst wünschen, um es dann den anderen zukommen zu lassen. Sondern wir müssen vorher auch prüfen, ob das, was wir uns selbst wünschen, wirklich etwas Gutes ist, oder nur scheinbar. 3. Geschichte zu was du nicht willst das man dir tu dem. Randbemerkung: Jesu Goldene Regel darf nicht als ein eigennütziger Grundsatz missverstanden werden. Die Regel ".. ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, so tut ihnen auch! " meint etwas völlig anderes, als "Eine Hand wäscht die andere". Freilich, auf den ersten Blick scheint es da eine Übereinstimmung zu geben mit der landläufigen Weisheit: Bist du nett zu deinem Nachbarn und hilfst ihm, so wird er auch nett sein zu dir und dir helfen.