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Große Schwestern und Filmfiguren hatten sie, einzelne weiße Haare, lange vor den ersten wahren Falten. Ein Gruß, eine Erinnerung an die letzten 10 Jahre, die sich angefühlt haben mögen wie ein einziger langer Rausch, ein Suchen und Wein trinken, kochen und auf Partys stehen, über Flohmärkte schlendern, Bierbänke abbauen, sich selbst nicht finden, aber die Lippen rot anmalen. Aber es ist doch Zeit vergangen und nicht nur die Größe unserer Naivität hat sich gewandelt, unsere Redegewandheit in politischen Diskussionen und die Fähigkeit im richtigen Moment die Fresse zu halten, auch unsere Körper sind weitergewandert, unbemerkt, ohne von sich reden zu machen. Noch ohne Schmerzen, ohne Einschränkungen und Nachlassen der Spannkraft, als hätte die Zeit gerade hier angehalten. Entdeckung an einer jungen Frau (1929) - Deutsche Lyrik. Bisher ist noch alles mehr geworden, Verantwortung, Erfolg, Konsequenzen, unsere Liebe und die Menschen, die uns zuhören wenn wir sprechen. Aber in der Reihe vor mir sitzt eine Schöne, Brünette mit zwei oder drei hüftlangen weißen Haaren zwischen den Vielen rehbraunen und kurz würde ich sie gerne umarmen.
Ebenso wird das Memento mori-Motiv als Mahnung aufgegriffen "denn wir vergaßen, dass du vergehst" (V. 13). Statt Vergänglichkeit von Schönheit im Alter sieht das lyrische Ich in der grauen Haarsträhne ein Zeichen von Weisheit und Reife. Aufgrund dieser Beobachtung wird sein Verhältnis zu der Dame intimer und es "konnt (sich) nicht entschließen mehr zu gehen" (V. 4). Gerade weil die Frau zwischen "Tür und Angel" (V. 11), das heißt angesichts der unmittelbaren Nähe des Todes zwischen Diesseits und Jenseits schwebt, wird das Bedürfnis nach sozialer Interaktion immer dringlicher und die "Gespräche rascher" (V. 12), da die Zeit drängt und vorher alles Wichtige gesagt werden muss. Gemäß der Aussage des Gedichts "Vergänglichkeit der Schönheit" verlieren Frauen mit dem Eintreten des Alterungsprozesses ihre Attraktivität, "denn keiner mehr opfert der Gottheit deiner Pracht" (V. 11). Entdeckung an einer jungen frau die. In dem Sonett von Brecht ist jedoch gerade die Erkenntnis des fortgeschrittenen Alters Auslöser für die "Begierde" (V. 14), welche die Frau auf das lyrische Ich ausübt.
Auerdem mchte er die Zeit nicht mit Gesprchen verschwenden, sondern diese schneller fhren, denn es war beiden nicht bewusst gewesen, wie schnell man alt wird. Das Gedicht beschreibt viele innere Handlungen in Form von Gefhlen und Eindrcken. Die Vergnglichkeit, gezeigt durch das graue Haar, spielt hierbei eine wichtige Rolle. Entdeckung an einer jungen frau metrum. Dies ist ein Zeichen des Barocks, der zu der Zeit in der das Gedicht verfasst wurde zwar schon lngst vorbei war, aber trotzdem lsst Brecht deutliche Anzeichen fr den Barock miteinflieen. Das Gedicht lsst darauf schlieen, dass die Frau schon lter ist, auf Grund der Eile des Protagonisten die Zeit zu nutzen, doch der Titel beschreibt einen Widerspruch, denn er spricht von einer,, jungen Frau. Dies lsst darauf schlieen, dass der Protagonist bertreiben auf die graue Strhne im Haar einer jungen Frau reagiert, denn obwohl es natrlich ein Altersanzeichen darstellt, ist die Zeit normalerweise nicht knapp bemessen. Der Protagonist spricht in der Ich-Form und stellt die Figur eines jungen Mannes dar, der scheinbar noch keine Anzeichen des Alters trgt, denn in dem Gedicht geht es ausschlielich um die Vergnglichkeit der Frau, die in diesem Fall seine Ansprechpartnerin und Geliebte darstellt.
Der Entschluss der Körperfreunde, sich auf einen zeitlich eng befristeten sexuellen Akt zu beschränken, gerät beim Abschied ins Wanken. Die morgendliche Entdeckung des Liebhabers an seiner Bettgenossin bedeutet eine fundamentale Erschütterung: Denn da ist das graue Haar der Geliebten, die Erfahrung der Vergänglichkeit, die das sexuelle Abenteuer in eine neue Perspektive rückt. Bert Brecht "Entdeckung an einer jungen Frau" - YouTube. Und so zeigt das um 1925 entstandene Sonett den Augenblick, da die Reduktion des Liebesakts auf zweckfreies Begehren nicht mehr funktioniert und unerwartete Gefühle in die Beziehung einbrechen. Es geht nicht mehr nur um eine Verlängerung des Lustgewinns – nun gibt es eine Aussicht auf eine Zärtlichkeit, die sich nicht mehr kontrollieren lässt. Michael Braun, Deutschlandfunk-Lyrikkalender 2007, Verlag Das Wunderhorn, 2006